Der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF, Martin Brudermüller, erwartet in den kommenden Wochen Auswirkungen für sein Unternehmen aus der Verbreitung des Coronavirus.
"Natürlich werden sich die Auswirkungen jetzt erst in den nächsten Wochen ergeben, denn bis jetzt sind natürlich Lagervorräte noch ausreichend gewesen, aber wir werden jetzt sehen, dass nicht nur in China selbst, sondern wir, ich glaube weltweit, Einflüsse sehen werden durch unterbrochene Lieferketten, die dann entsprechend auch zu Produktionsausfällen führen werden", sagte Brudermüller am Freitag dem Fernsehsender n-tv.
Man habe aber seit 2003, nach dem SARS, bereits einen Pandemieplan, der dem Unternehmen ein Maßnahmenpaket an die Hand gebe, das entsprechend der Situation auch meist auf lokaler Ebene anwendbar sei.
"Wir haben bisher natürlich sehr verhalten reagiert. In China halten wir uns vorwiegend an die Vorgaben der Regierung, die dann auch noch von Provinz zu Provinz verschieden sind und wir sind hier auch zu Hause vorbereitet, falls in diese Richtung etwas kommt", so der BASF-Chef weiter.
Auf die Frage, was konkret jetzt schon unternommen wird und was in Bezug auf eine mögliche Ausbreitung hier in Deutschland geplant ist, sagte Brudermüller: "Wir sind vorbereitet. Wir sind natürlich auch mit den entsprechenden Instituten und Krankenhäusern hier verbunden." Hätte man einen Fall, würde man diese Person dann auch entsprechend isolieren. "Wir würden dann im Umfeld dieser jeweiligen Person diese Leute dann auch nach Hause schicken. Und in dieser Weise dann schrittweise, aber auch umsichtig reagieren", so der BASF-Chef.
Momentan laufe im Betrieb in Ludwigshafen noch alles normal seinen Gang. "Und ich glaube das Wichtigste ist, dass wir uns darauf vorbereitet haben. Unser Krisenteam tagt jeden Tag, bekommt auch global alle Informationen in der Meldekette und nimmt dann entsprechende Maßnahmen ins Visier, aber da mussten wir noch nichts machen bisher in Ludwigshafen", sagte Brudermüller dem Fernsehsender n-tv.
Zur Lage in China, wo das Virus inzwischen laut WHO im Griff zu sein scheint, sagte Brudermüller: "Es ist sehr gut, dass jetzt offensichtlich die Zahlen leicht zurückgehen, aber ich glaube, wir sollten auch nicht zu früh Entwarnung geben. Ich glaube, wir lernen ja auch alle jeden Tag Neues über das Coronavirus, man weiß noch nicht genau, wie es sich überträgt, wie lange wirklich auch Inkubationszeiten sind und ich glaube jetzt deswegen ist es auch nicht gut, wenn man gleich Entwarnung gibt, sondern wir besser auf der vorsichtigen Seite sind", so der BASF-Chef weiter.
Deswegen nehme er auch an, dass es sich erst in den nächsten Wochen langsam normalisiere. "Ich warne auch davor, vorschnell, nur, weil die Zahlen zurückgehen sozusagen, alles wieder in die Normalität zurückzubringen. Ich glaube, wir brauchen hier ein umsichtiges Verhalten", so Brudermüller. Schon jetzt sehe man eine sehr verhaltene Nachfrage bei seinen Kunden.
"Wichtigste Branche für die BASF ist die Automobilbranche. Hier, ganz besonders in China, sind die Produktionszahlen natürlich dramatisch zurückgenommen worden und wir sehen es auch im Bestellmuster von unseren Kunden, dass da natürlich eine gewisse Vorsicht im Sinne von Absatz- und Produktionszahlen nach Vorne angedacht ist", sagte der Chef des Chemiekonzerns. Man müsse jetzt " in relativ engem Kontakt mit den Kunden gehen, um das wirklich zu verstehen." Aber man sehe diese Verzögerung.
"Und ich nehme mal an, die ein oder andere Überraschung kommt dann noch aus der Supply Chain in den nächsten Wochen", sagte Brudermüller dem Fernsehsender n-tv.
Foto: BASF, über dts Nachrichtenagentur