Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff fürchtet angesichts der weltweiten "Lockdowns" im Kampf gegen das Coronavirus eine neue Weltwirtschaftskrise und fordert die Regierungen zu größeren Hilfspaketen auf. "Die USA sollten eine Billion Dollar ausgeben, ohne mit der Wimper zu zucken - und das ist vermutlich nur der erste Schritt. Auch Europa müsste bis zu einer Billion Dollar ausgeben", sagte Rogoff dem Wirtschaftsmagazin "Capital".
Dieser Schock sei einzigartig und mit keinem seit der Spanischen Grippe 1918/19 vergleichbar. "Wir erleben die erste wirklich globale Krise seit der Großen Depression", so der Ökonom. Nur mit gewaltigen Anstrengungen könnte es eine rasche Erholung geben. Die Regierungen in den USA und Europa müssten ihren gesamten fiskalischen Spielraum nutzen, um die Folgen der Krise zu bekämpfen. "Das ist wie im Krieg", sagte Rogoff.
Konkret forderte der ehemalige Chefökonom des IWF drei Formen von Finanzhilfen: Erstens brauche man massive Investitionen und den Ausbau von Notfalleinrichtungen im Gesundheitssystem. Zweitens seien direkte Hilfen für Branchen nötig, die nun unverschuldet in die Krise rutschen - wie die Tourismusindustrie und Gastronomie, aber auch die Luftfahrtbranche. Und drittens sollte man vor allem Menschen mit geringem Einkommen direkt mit Geld unterstützen.
Deutschland, so Rogoff, habe bisher richtige Schritte unternommen - müsse aber noch mehr tun. Da das Land eine gute Haushaltsbilanz habe und nur einen Staatschuldenquote von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung, könne Deutschland zur Not seine Schuldenquote auch verdoppeln. "Das wäre nicht das Ende der Welt", so der Ökonom. Diese Krise habe das Potenzial, "dauerhaften gewaltigen Schaden anzurichten, selbst wenn wir in einem Jahr aus der Krise sind". Das sei, "als würde jemand für die Wirtschaft die Pause-Taste drücken".
Foto: Euro- und Dollarscheine, über dts Nachrichtenagentur