Wenn Wirecard bis Freitag keinen Konzernabschluss vorlegt, drohen Banken mit der Kündigung von Darlehen von fast 2 Milliarden Euro. Das könnte die Insolvenz bedeuten. Nicht nur Aktie, auch Anleihe stürzt ins Bodenlose.
Für Wirecard wird's ernst.
Bereits morgen könnte es zuzm Showdown mit den Banken kommen. Wenn ein testierter Jahres- und Konzernabschluss nicht bis zum 19. Juni vorgelegt werde, könnten Darlehen in Höhe von circa zwei Milliarden Euro gekündigt werden, erklärte der Konzern. Ein neuer Termin für die Vorlage des Jahresabschlusses stehe aber noch nicht fest. Eigentlich hätte der Geschäftsbericht bereits im April vorgelegt werden sollen.
Wenn die Banken die Kredite plötzlich zurückfordern, könnte dies eine Insolvenz auslösen.
Anleihe crasht - böses Omen?
Von dem Desaster rund um die erneute Verschiebung des Jahresabschlusses ist nicht nur die Wirecard-Aktie betroffen. Von dem Unternehmen gibt es auch eine Anleihe (ISIN DE000A2YNQ58). Und dieses Papier rauscht am Donnerstag ebenso kräftig in die Tiefe und verliert rund die Hälfte an Wert. Bei der eher als sicher geltenden Assetklasse Anleihen sind solche Verluste die absolute Ausnahme. Ein böses Omen?
Hinter dem Verfall steht offenbar die Befürchtung der Investoren, dass Wirecard am Ende die Anleihe nicht mehr bedienen kann, also ein Zahlungsausfall bevorstehen könnte.
Gigantischer Betrug?
Der Abschlussprüfer Ernst & Young hatte Wirecard darüber informiert, dass es über die Existenz von im Konzernabschluss zu konsolidierenden Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise gebe, teilte das Unternehmen am Donnerstagvormittag mit. Dies entspreche in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme.
Es bestünden Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, "unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden, damit dieser ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben bzw. die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte", so der Konzern weiter.
Man sei möglicherweise Opfer von "gigantischem Betrug" geworden und werde Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten, erklärte das Unternehmen gegenüber der Nachrichtenagentur dpa-AFX.