SAP ist ein typisches Corona-Opfer an der Börse. Die Aussichten bleiben negativ. Wie geht es jetzt weiter? Einige Analysten sind durchaus positiv gestimmt.
SAP enttäuscht. Doch die Enttäuschung war programmiert. Das Unternehmen legte schwache Zahlen und schlechte Aussichten auf den Tisch. Doch in Zeiten von Corona dürfte dies wenig überraschend sein.
Weil die Nachfrage wegen neuer Beschränkungen zuletzt verhaltener ausfiel als erwartet, geht das Management um Vorstandschef Christian Klein nun von weniger Umsatz in diesem Jahr aus, auch der operative Gewinn dürfte nicht mehr so hoch ausfallen wie zuletzt geplant. Klein legte zudem faktisch die ambitionierten Mittelfristziele für die Profitabilität 2023 ad acta, weil er den Konzern noch schneller auf den Bereich Cloudsoftware ausrichten will.
Warburg Research gehen etwas detaillierter auf die Gründe für die "schwachen" Zahlen ein. Durch die erneuten Lockdowns in einigen Regionen sei die Erholung der Nachfrage verhaltener als erwartet, schrieb Analyst Andreas Wolf. In der Summe sprächen die neuen Fakten für eine nur gedämpfte Umsatz- und Gewinnentwicklung in den nächsten zwei Jahren.
Der Experte behält jedoch seine Einstufung für SAP auf "Kaufen" mit einem Kursziel von 145 Euro bei. Auch das Unternehmen selbst rückt in seiner Unternehmensmitteilung die schwächere Nachfrage "in manchen Regionen" in den Fokus. Ausschlaggebend dafür sei die COVID-19-Pandemie, die sich voraussichtlich mindestens bis zur ersten Jahreshälfte 2021 auf die Nachfrage, insbesondere in stark betroffenen Branchen, auswirken werde.
Deswegen würde sich das Erreichen der Zielsetzungen für zentrale Kennzahlen wie Clouderlöse, Umsatzerlöse und Betriebsergebnis (jeweils Non-IFRS) um ein bis zwei Jahre verschiebt.
Das US-Analysehaus Bernstein Research hält an der Einstufung für SAP mit "Outperform" fest, mit einem Kursziel von 159 Euro. Im dritten Quartal habe der Softwarekonzern die Erwartungen in vielerlei Hinsicht verfehlt, schrieb Analyst Mark Moerdler. Wichtiger sei aber wohl der überarbeitete Ausblick für dieses Jahr und vor allem die aufgeschobenen Mittelfristziele. SAP lege in der Corona-Krise die Wunden offen, um die Anleger auf die kommenden Jahre vorzubereiten.