Der von Medien falsch dargestellte, angeblich siegreiche Krieg der Kleinanleger gegen Hedgefonds führte tatsächlich zu Millonenverlusten der kleinen Möchtegernhelden. Die Hedgefonds haben sie oben abgefischt. Ein historisch einmaliger Manipulationsskandal.
von Manfred Ries
Die Ausgangslage. Der Aktienkurs der US-amerikanischen GameStop Corp. kehrt zurück auf den Boden der Tatsachen. Das Papier markierte Ende Januar mit Kursen um 483 USD einen sprichwörtlich astronomischen Preis. Zu Jahresbeginn kostete eine GameStop-Aktie noch um 17 USD. Schlusskurs am Mittwoch, 10. Februar 2021: 51,20 USD. Tags zuvor ging es um 16,1% abwärts.
Die Charttechnik. Bei derartigen Kursausschlägen gerät auch die Charttechnik an ihre Grenzen. Die jüngst gesehene Kursmarke bei 483 US-Dollar lässt sich zwar als Allzeithoch definieren. Ob dieses jedoch jemals wieder, auch nur ansatzweise, erreicht werden könnte: das steht in den Sternen. Und so hoch klettert keine Aktie.
Die Kursrallye zog die gleitenden Durchschnittslinien kraftvoll mit nach oben. Ein Kaufsignal? Vorsicht: Aufgrund dessen von einem nachhaltigen und soliden Aufwärtstrend zu sprechen, oder gar von charttechnischen Unterstützungsbereichen, erscheint weder gerechtfertigt noch glaubwürdig: die Kursbewegungen unterlagen Sonderfaktoren.
Die Hintergründe. Was war geschehen? Ein Hedgefonds hat auf fallende Kurse bei der GameStop-Aktie gewettet. Fundamentale Gründe sprachen ganz offenbar für diese Strategie. Die Presse berichtete anschließend von einer konzentrierten Aktion vieler Tausender Kleinaktionäre, die die Aktien von GameStop gekauft haben um den Kurs nach oben zu treiben.
Sozusagen eine „Long“-Attacke vonseiten der Privat-Trader – David gegen Goliath! Die Folge: im Zuge des gewaltigen Kursanstiegs waren Hedgefonds zuerst sprach-, dann hilflos, anschließend gezwungen, ihre Leer-Positionen zu schließen und die GameStop-Aktie zurückzukaufen. Koste es, was es wolle. Das entfachte das Kursfeuerwerk dann erst recht; die Hausse nährt die Hausse.
Die Company. GameStop ist eine US-amerikanische Einzelhandelskette für Computerspiele und Unterhaltungssoftware. Das börsennotierte Unternehmen ist außerdem Herausgeber des Computerspielemagazins Game Informer sowie Eigentümer der Tochtergesellschaften EB Games, ThinkGeek, Geeknet, Moviestop, ZiNG Pop Culture und Micromania-Zing.
Die Prognose. Charttechnisch lässt sich GameStop nur schwer greifen. Nun gilt es, dass der Hype abflacht und sich die Notierungen auf ein wieder gesundes Kursniveau einpendeln. Zur Erinnerung: Anfang des Jahres kostete eine GameStop-Aktie rund 17 Euro. Kurs aktuell: Noch immer stark ambitionierte 51,20 USD. Das noch immer vorhandene Abwärtspotenzial liegt auf der Hand. Vor allem aber: Das kurzzeitige Spiel rund um die Kursgewinn-Spekulation bei der GameStop-Aktie dürfte aus und vorbei sein und es gilt einmal mehr der althergebrachte Spruch: »Und den Letzten beißen die Hunde …«.
Die Lehre daraus. GameStop Corp. zeigt ein Kursverhalten außer Rand und Band. Ein Kursverhalten, wie es auch bei Aktiengesellschaften von vielen Unternehmen mit einer geringen oder sehr geringen Marktkapitalisierung („Penny Stocks“) immer wieder vorkommt. Denn dann genügen bereits relativ geringe Ordergrößen aus, um größere Kursschwankungen hervorzurufen, und das in beide Richtungen.
Nicht selten haben dann Kleinaktionäre das Nachsehen, die auf den fahrenden Zug aufspringen – das Beispiel GameStop-Aktie ist eine weitere Lehre für Unbelehrbare. Und die Technische Analyse? Diese spielt ihre Stärke bei Basiswerten mit einem relativ hohen Umsatzverhalten aus – und unter normalen Marktbedingungen.
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