Börsen steigen scheinbar unaufhaltsam. Millionen Neuanleger stürmen die Finanzmärkte. Aktien auf Rekordständen. Kann es so weitergehen? Die Warnzeichen mehren sich.
von Sven Weisenhaus
Bei der letzten DAX-Analyse vom Mittwoch vergangener Woche lautete der Titel „Neue Rekorde an den Aktienmärkten erscheinen absurd“. Seitdem haben die Aktienmärkte dennoch neue Rekordniveaus erreicht, auch der DAX (siehe grüner Pfeil im folgenden Chart). Doch mit nur weniger als 40 Punkten lag das neue Hoch (14.169,49) hier nur knapp über dem bisherigen vom 8. Januar (14.131,52). Und schon wenig später fiel der DAX wieder unter die Rechteckgrenze bei 14.010 Punkten zurück, wie schon zuvor nach dem Rekordlauf vom 8. Januar.
Die 14.041er Rechteckgrenze ist also für die Bullen weiterhin nicht leicht zu überwinden, zumindest nicht nachhaltig. Und letztlich stand der DAX dadurch heute auf dem Niveau vom 7. Januar. Der deutsche Leitindex tritt also unter dem Strich schon seit mehr als einem Monat auf der Stelle. Von einer Rekordjagd, wie man sie derweil bei den US-Indizes beobachten kann, ist also nur wenig zu sehen.
Holen die Bullen nur Schwung für den nachhaltigen Ausbruch?
Das wird wahrscheinlich auch mit der jüngsten Verlängerung des Lockdowns zusammenhängen. Schließlich beeinträchtigt dieser weiter die Konjunktur. Aber man sollte auch berücksichtigen, dass der DAX vom Test der 13.300er Rechteckgrenze am 28. Januar aus binnen nur 8 Handelstagen um mehr als 6 % zulegen konnte. Und da muss man mit einer kleinen Verschnaufpause an so wichtigen Widerständen wie der psychologisch wichtigen, weil runden Marke von 14.000 Punkten, der Rechteckgrenze bei 14.041 Zählern und dem ehemaligen Rekordhoch von 14.131,52 Punkten rechnen. Womöglich müssen die Bullen nur ein wenig Schwung holen, um nachhaltig auf ein neues Rekordhoch ausbrechen zu können. Zumal ja auch noch eine rot gestrichelte Konsolidierungslinie auf den Index drückt.
Sollte der DAX also die aktuelle Konsolidierung nach oben auflösen (siehe auch dunkelroter Trendkanal und grüner Bogen im folgenden Chart), bestehen für die Bullen beste Chancen, auch den DAX nachhaltig auf neue Rekordstände zu hieven.
Leider muss ich den Bullen aber wieder etwas die Suppe versalzen.
US-Indizes haben das Ausmaß der Dotcom-Blase längst übertroffen
Denn ich möchte noch auf eine Grafik von Statista hinweisen, die mir schon vor genau einer Woche auf den Schreibtisch bzw. den dort stehenden Monitor geflattert ist:
Sie zeigt das Verhältnis der Marktkapitalisierung des sehr breiten Wilshire 5000-Index zum US-Bruttoinlandsprodukt. Und dieses Verhältnis ist derzeit noch größer als kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase!
Im Grunde sagt die Grafik nichts anderes aus, als dass die Aktienkurse bzw. die Marktkapitalisierung sehr viel schneller gestiegen ist als die Wirtschaftsleistung der USA. Denn wenn die Marktkapitalisierung stark steigt, während das Bruttoinlandsprodukt sinkt oder nicht im gleichen Maße steigt, wird die Verhältniszahl größer. Und aktuell ist sie eben auf einen Wert gestiegen, der mit 1,72 deutlich größer ist als der bisherige Höchstwert von 1,37 kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase.
Kein Nutzen für das Timing
Dass das Verhältnis aber so weit höher steht als damals, zeigt auch, dass solche Indikatoren, die auf eine massive Übertreibung bzw. gar Blase hindeuten, keinen Nutzen für das Timing haben. Übertreibungen können sehr viel länger anhalten, als man es aus den Erfahrungen der Vergangenheit erwarten würde.
Und so könnte auch der DAX womöglich noch weiter steigen, bevor es zu einer größeren Korrektur kommt. Achten Sie also auf die Marken und Linien in den Charts oben. Ein (dynamischer) Ausbruch über die rot gestrichelte Konsolidierungslinie könnte dem DAX noch einmal neuen Schwung verleihen.
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