Die Zahl der Pleitefirmen steigt drastisch, allerdings müssen sie derzeit keine Insolvenz anmelden. Dies hat gravierende Folgen auch für gesunde Unternehmen. Was bleibt nach der Krise übrig?
Die wegen der Coronakrise ausgesetzte Pflicht zur Insolvenzanmeldung wird nach Ansicht von Experten zu einer gewaltigen Anzahl sogenannter Zombieunternehmen führen. Ökonomen wie Hans-Werner Sinn äußerte die Sorge vor einer "Zombifizierung" der Unternehmen durch wirtschaftlich eigentlich tote, nur durch Hilfsmaßnahmen künstlich am Leben gehaltene Firmen.
Angesichts der seit März letzten Jahres geltenden Ausnahme schätzte die Auskunftei Creditreform die Zahl der verdeckt überschuldeten Unternehmen auf 550.000, berichtete die "Welt am Sonntag" bereits letztes Jahr.
Sollte die Anmeldepflicht wie von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) geplant bis Ende März 2021 weiter ausgesetzt werden, dann wird diese Zahl Creditreform zufolge auf 700.000 bis 800.000 Firmen steigen.
Die neuen Problemfälle sind aus Sicht von Ökonomen gefährlich für die Wirtschaft. "Die Lage verschlimmert sich von Tag zu Tag. Denn die Insolvenzen werden derzeit nur verschoben", warnt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter Wirtschaftsforschung bei der Auskunftei Creditreform.
"Dadurch könnten viele derzeit noch gesunde Firmen mit in den Abgrund gerissen werden." Das habe am Ende gravierende Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze. Christoph Niering, Vorsitzender des Verbands der Insolvenzverwalter (VID), befürchtet eine "nicht mehr kalkulierbare Kettenreaktion". Die finanziellen Lasten würden auf andere verschoben, beispielsweise Vermieter, Lieferanten, und Banken.
Michael Mross kommentiert: