Zu schnell, zu hoch, zu übertrieben: An den Finanzmärkten droht ein herber Rücksetzer. Die steigenden Zinsen ib den USA sind ein bedrohliches Warnzeichen. Ist der Markt überhitzt?
von Sven Weisenhaus
Die Anleger mussten gestern gleich zwei eher negative Nachrichten verdauen: Erstens hat der US-Senat gestern noch nicht über das von Präsident Joe Biden vorgeschlagene 1,9 Billionen schwere Konjunkturpaket abgestimmt. Die Senatoren wollten zunächst eine weitere Studie über die Auswirkungen der Hilfen abwarten.
Die Kammer vertagte ihre Entscheidung daher auf den heutigen Tag. Und zweitens sind die Inflationserwartungen in der Eurozone weiter gestiegen. Das langfristige Inflationsbarometer, der sogenannte Five-Year-Five-Year-Forward, kletterte auf 1,393 % und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2019. Der aktuelle Wert bedeutet, dass Anleger zwischen 2026 und 2031 eine Teuerung von durchschnittlich 1,393 % erwarten.
Beide Nachrichten sind schlecht für den Aktienmarkt
Die steigenden Inflationserwartungen deuten darauf hin, dass die beschwichtigen Worte einiger Notenbankmitglieder nicht zu einer nachhaltigen Wende bei den Markterwartungen geführt habe und die Anleiherenditen daher wahrscheinlich bald wieder ihre Aufwärtsbewegung aufnehmen werden.
Und die Weigerung des Senats, das Konjunkturpaket ohne weitere Informationen durchzuwinken, könnte darauf hindeuten, dass es in der Summe zu hoch angesetzt und womöglich nur in etwas abgespeckter Form abgesegnet wird. Beides ist natürlich nicht gut für den Aktienmarkt.
Zweite Abwärtswelle im Nasdaq 100
Und so verwundert es auch nicht, dass gerade der schwächelnde Technologiesektor weitere Kursverluste hinnehmen musste und der Nasdaq 100 heute kurz nach Eröffnung des offiziellen US-Handels ein neues Korrekturtief markiert hat.
Die Warnung vor dem ABC-Flat aus der Börse-Intern von vorgestern war also genau richtig.
Es war zu befürchten, dass „die US-Indizes ihre jüngsten Tiefs unterschreiten“ und dies mit Blick auf den Nasdaq 100 „nicht lange auf sich warten lassen wird“, hieß es am Dienstag. Nur zwei Tage später ist es schon so weit, zumindest im schwachen Nasdaq 100.
S&P 500 bricht erneut seinen Aufwärtstrendkanal
Der S&P 500 konnte noch knapp ein neues Korrekturtief verhindern – am 26. Februar notierte er im Tief bei 3.789,54 Punkten, heute bei 3.790,04 Zählern – aber nicht einen erneuten Bruch des Aufwärtstrendkanals (siehe roter Pfeil im folgenden Chart).
Es wird nun spannend, ob die 50-Tage-Durchschnittslinie (blau) am Ende erneut verteidigt und der Abwärtstrendkanal wieder zurückerobert werden kann oder sich die inzwischen erkennbare Abwärtstendenz (rote Abwärtslinie) fort- und damit durchsetzt.
Dow Jones dreht nach unten ab
Auch beim Dow Jones deutet sich zunehmend eine Abwärtstendenz an. Denn nach der Bullenfalle (siehe rote Ellipse im folgenden Chart) und der anschließenden Bärenfalle (grüne Ellipse) haben auch hier die Kurse wieder den Rückwärtsgang eingelegt.
Dabei nahm die Abwärtsbewegung immer mehr Fahrt auf. Glücklicherweise hat der Index am Tief vom 23. Februar bei 31.161 Punkten einen Halt gefunden (grüne horizontale Linie), so dass die zunehmende Abwärtsdynamik vorerst gebremst wurde.
Aufwärtstrends drehen in kurzfristige Abwärtsbewegungen
Dennoch mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Aktienindizes in den USA langsam eine Trendwende im kurzfristigen Bereich etablieren und somit von einem Aufwärtstrend zumindest in kurzfristige Abwärtsbewegungen und somit zumindest in kleinere Korrekturen kippen.
Achten Sie nun darauf, ob sich diese Tendenzen fortsetzen und womöglich sogar an Tempo gewinnen. Dann stehen die Zeichen klar auf Korrektur. Um dies zu verhindern muss der Nasdaq 100 die beiden Hochs der Wellen A und C überwinden, der S&P 500 die Abwärtstrendlinie brechen und der Dow Jones die obere Linie der Trompetenformation (lila) erneut überwinden.
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