Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im Corona-Jahr 2020 deutlich gesunken.
Insgesamt meldeten die deutschen Amtsgerichte 15.841 Firmenpleiten, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit. Das waren 15,5 Prozent weniger als 2019.
Die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen sank damit auf den niedrigsten Stand seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999.
Einen Anstieg gab es zuletzt im Krisenjahr 2009 (+11,6 Prozent gegenüber 2008). Das Jahresergebnis 2020 wurde maßgeblich durch die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht in der Coronakrise beeinflusst.
Die durch die Coronakrise verursachte wirtschaftliche Not vieler Unternehmen spiegelt sich somit nicht in einem Anstieg der gemeldeten Unternehmensinsolvenzen wider. Ein Grund dafür ist, dass die Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen bis zum 31. Dezember 2020 ausgesetzt war.
Die bereits seit Oktober 2020 wieder geltende Insolvenzantragspflicht für zahlungsunfähige Unternehmen machte sich im Jahresergebnis 2020 unter anderem aufgrund der Bearbeitungszeiten in den Gerichten nur leicht bemerkbar.
Ausgesetzt ist die Insolvenzantragspflicht bis Ende April 2021 für jene Unternehmen, bei denen die Auszahlung der seit dem 1. November 2020 vorgesehenen staatlichen Hilfeleistungen noch aussteht. Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im Jahr 2020 im Baugewerbe mit 2.500 Fällen (2019: 3.044).
Unternehmen des Wirtschaftsbereichs Handel stellten 2.466 Insolvenzanträge (2019: 3.166). Im Gastgewerbe wurden 1.775 (2019: 2.156) Insolvenzanträge gemeldet. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger aus beantragten Unternehmensinsolvenzen beliefen sich im Jahr 2020 auf knapp 44,1 Milliarden Euro. 2019 hatten sie noch bei rund 26,8 Milliarden Euro gelegen.
Dieser Anstieg der Forderungen trotz rückläufiger Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist darauf zurückzuführen, dass 2020 mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen Insolvenz beantragt haben als 2019, so die Statistiker.
Bei der vorläufigen Zahl der eröffneten Regelinsolvenzen im Februar 2021 deutet sich eine erneute Richtungsänderung an: Im Jahr 2020 zeigte sich eine stetig sinkende Zahl eröffneter Regelinsolvenzverfahren, bis sich im November (+5 Prozent) und Dezember (+18 Prozent) eine Trendumkehr abzeichnete.
Diese Entwicklung wurde mit der vorläufigen Zahl für den Januar 2021 unterbrochen, als die Zahl der Verfahren um fünf Prozent gegenüber Dezember sank und damit 34 Prozent niedriger als im Januar 2020 lag.
Im Februar 2021 stieg die Zahl der Regelinsolvenzen nun wieder deutlich um 30 Prozent gegenüber Januar, lag aber immer noch um elf Prozent niedriger als im Februar 2020. Neben den Unternehmensinsolvenzen meldeten 59.203 übrige Schuldner im Jahr 2020 Insolvenz an.
Das waren 30,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Darunter waren 41.753 Insolvenzanträge von Verbrauchern (-33,3 Prozent) sowie 13.671 Insolvenzanträge von ehemals selbstständig Tätigen (-25,8 Prozent).
Foto: Euromünzen, über dts Nachrichtenagentur