Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hält ein baldiges Ende der EZB-Anleihekäufe über das Krisenprogramm PEPP für geboten.
"Wenn der Notfall vorüber ist, für den das PEPP geschaffen wurde, muss es beendet werden", sagte er dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe). Voraussetzung für eine Normalisierung der Geldpolitik ist aus Sicht von Weidmann eine gefestigte wirtschaftliche Erholung und ein Auslaufen der wesentlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.
Hiermit rechnet er 2022. "Ich gehe derzeit davon aus, dass wir im nächsten Jahr keine ungewöhnliche Unterauslastung der Kapazitäten mehr haben werden - und zwar auch dann, wenn wir die geldpolitischen Notfallmaßnahmen zurückfahren." Eine Erhöhung des älteren APP-Programms, um ein Auslaufen von PEPP abzufedern, lehnt Weidmann ab.
"Die beiden Programme haben unterschiedliche Zwecke, und ich würde sie nicht derart verzahnen." Auf seiner Sitzung in der vergangenen Woche hatte der EZB-Rat beschlossen, dass die Anleihekäufe im Rahmen von PEPP auch im nächsten Quartal deutlich umfangreicher ausfallen sollen als zum Jahresbeginn. Weidmann ließ durchblicken, dass er eine Reduktion bevorzugt hätte.
"In der anschließenden Pressekonferenz klang ja an, dass es auch Stimmen gab, das Tempo im Sommer zu drosseln", sagte er. "Ich bin durchaus optimistisch, dass wir bei der Krisenbewältigung vorankommen und dann die Käufe vorsichtiger dosieren können."
Der Bundesbank-Präsident erwartet trotz der zuletzt stärker gestiegenen Preise keine dauerhaft hohe Inflation. "Aus unserer Sicht ist der starke Preisanstieg in Deutschland vorübergehend, und es deuten sich in der mittleren Frist keine zu hohen Raten an." Eine hartnäckig überhöhte Inflation würde laut Weidmann unter anderem überschießende Lohnabschlüsse voraussetzen. "Dafür haben wir derzeit keine Anhaltspunkte."
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