Die Börsen erlebten in dieser Woche eine herben Rückschlag. Kommt eine normale Korrektur wegen der Gewinne in den letzten Monaten - oder droht Schlimmeres wegen der 4. Welle und damit ein erneuter Crash?
von Sven Weisenhaus
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute Ergebnisse ihrer 18 Monate währenden Strategieüberprüfung vorgestellt. Für die Börsen war insbesondere die Neufassung des Inflationsziels relevant.
1998 hatte die Notenbank ein mittelfristiges Preisstabilitätsziel von „unter 2 %“ beschlossen. Bei der letzten Strategieüberarbeitung 2003 wurde es auf „unter, aber nahe 2 %" präzisiert. Und nun wird ein symmetrisches Inflationsziel von „mittelfristig 2 %“ angestrebt.
Neues Inflationsziel keine Überraschung
Diese Umformulierung war allerdings genau so von vielen Marktteilnehmern schon erwartet worden, weil die EZB ihr bisheriges Ziel seit Frühjahr 2013 verfehlt hat und die Teuerung zeitweise sogar auf unter 0 % gesunken war. Und daher hatte die EZB bereits angekündigt, dass sie quasi zum Ausgleich kurzzeitig eine Inflation von über 2 % hinnehmen würden, sofern das mittelfristige Inflationsziel von 2 % verankert bleibt.
Neues Inflationsziel kann Kurseinbruch nicht verhindern
Grundsätzlich ist die aktuelle Neuformulierung des Inflationsziels für die Aktienmärkte positiv, weil die EZB damit nun auch formell ein Überschießen der Inflation zulassen kann. Somit können die Anleihekäufe auch dann fortgesetzt werden können, wenn die Inflation auf über 2 % steigt.
Das ist für die kommenden Monate insbesondere aufgrund von Basiseffekten auch zu erwarten. Doch weil die Anpassung vom Markt bereits erwartet wurde, konnte sie die heutigen Kursverluste bei Aktien heute nicht verhindern oder auch nur bremsen.
Nur normale Rücksetzer nach starken Kursgewinnen?
Ein ordentlicher Rücksetzer war längst überfällig. Heute Morgen war im Target-Trend-Spezial zu lesen, dass der Nasdaq 100 von Rekordhoch zu Rekordhoch geeilt ist und Rücksetzer nicht mehr zu kennen schien.
„Binnen nur eines Monats hat der Technologieindex um ganze 8,6 % zugelegt. Legt man noch zweieinhalb Wochen drauf, steigt die Performance auf 14,6 % [siehe grünes Rechteck im folgenden Chart]. Der maximale Rücksetzer betrug in diesem Zeitraum 2,2 % [rote Ellipse]“, so die Analyse. Logisch, dass nach einem derartigen Anstieg die Kurse auch mal stärker zurücksetzen.
Während es beim Nasdaq 100 mit den aktuellen Kursverlusten noch keinerlei bearishe Signale gibt, muss man die Kursverluste im Dow Jones schon kritischer betrachten.
Einerseits zeichnet sich hier bislang auch nur eine (ABC-)Korrektur nach starken Kursgewinnen ab (siehe blaue Buchstaben im folgenden Chart), was noch als normale Gegenbewegung gewertet werden kann.
Doch andererseits ist der Dow Jones damit tief in seinen Abwärtstrendkanal (gelb) zurückgefallen. Und so kann man den Ausbruch nach oben als Fehlsignal und Bullenfalle sehen. Meist ziehen solche Fehlsignale eine starke Kursbewegung in die entgegengesetzte Richtung nach sich.
Im Dow Jones könnte es also nicht nur bei einem normalen Rücksetzer nach starken Kursgewinnen bleiben. Aber das gilt es nun zunächst abzuwarten.
Im DAX hat sich das bearishe ABC-Szenario durchgesetzt
Auch im DAX haben wir es aktuell mit einer ABC-Korrektur zu tun. Am 1. Juli hatte ich bei der letzten DAX-Analyse zu diesem Szenario (blaue Buchstaben im folgenden Chart) geschrieben, dass der DAX zuletzt zwar relativ wild auf und ab lief, ohne dabei eine klare Richtung einzuschlagen (rechtes gelbes Rechteck), es aber bald weiter abwärts gehen könnte, wie mit dem roten Pfeil skizziert.
Und eine Woche später haben die Bullen nun den Salat. Die Welle C der am 1. Juli beschrieben ABC-Korrektur hat sich also lediglich zeitlich nach rechts ausgedehnt.
In der Börse-Intern vom 1. Juli hatte ich auch folgenden Tipp gegeben: Wer als Trader sehr kurzfristig und spekulativ agiert, könnte bei Kursen von unter 34.450 Punkten im Dow Jones und/oder 15.450 Punkten im DAX kleine Short-Trades wagen. Ich könnte mir nun sehr gut vorstellen, dass man mit diesen Positionen ordentliche Gewinne einfahren kann.
Das gilt insbesondere dann, wenn sich die Aktienindizes heute nicht sonderlich von ihren Tagestiefs erholen und es morgen zu weiter fallenden Kursen kommt. Dann könnte man die Positionen schon auf Einstandskurs absichern.
Dann ist es quasi egal, ob wir es aktuell nur mit normalen Rücksetzern nach starken Kursgewinnen zu tun hat. Steigen die Kurse bald wieder deutlich an, wird man im schlimmsten Fall ohne Gewinn, aber auch ohne Verlust aus dem Markt geworfen.
Fallen die Kurse aber weiter und bekommen wir es nicht mur mit normalen Rücksetzern, sondern einer größeren Korrektur zu tun, sind hohe Gewinne drin.
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