Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung warnt vor einer noch sehr viel höheren Inflation infolge des Kriegs in der Ukraine. "Wahrscheinlich wird es im laufenden Jahr Inflationsraten von deutlich über fünf Prozent geben", sagte Marcel Fratzscher der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe). "Im Fall einer Eskalation des Kriegs und immer neuer Sanktionen kann es sogar Richtung zehn Prozent gehen."
Die Teuerung dürfte sich nach den Worten von Fratzscher in den kommenden Wochen und Monaten noch einmal verstärken, da noch nicht alle Preissteigerungen und höheren Kosten an die Konsumenten weitergegeben worden seien. Die Lage sei unsicher. Aber eines sei sicher: "Wenn es zu einem Stopp der Gas- und Öllieferungen von Russland nach Europa käme, dann würde sich die Lage noch einmal dramatisch verschärfen."
Der DIW-Chef warnte zudem, man dürfe nicht nur auf die Energiepreise schauen. "Wir könnten auch wieder sehr große Probleme bei den Lieferketten bekommen, beispielsweise bei Halbleitern, denn Russland exportiert auch wichtige Rohstoffe wie seltene Erden." Das Gleiche gelte für Nahrungsmittel. Russland sei einer der großen Exporteure von Weizen und von Düngemitteln. "Wir müssen uns deshalb darauf einstellen, dass die Nahrungsmittelpreise noch einmal deutlich steigen könnten", so Fratzscher. Er fügte hinzu: Es könne "sehr, sehr hart werden" für die Verbraucher in den kommenden Monaten. Um Preissteigerungen abzufedern forderte der DIW-Chef Hilfen für Menschen mit mittleren oder niedrigen Einkommen unter 50.000 Euro im Jahr. "Sie sollten komplett entschädigt werden durch direkte Transfers. Sie sollten ein Energiegeld bekommen. Das wäre das Zielgenaueste", sagte Fratzscher.
Foto: Butter in einem Supermarkt, über dts Nachrichtenagentur