Siemens-Energy-Chef Christian Bruch hat vor einem kurzfristigen Stopp der Energielieferungen aus Russland gewarnt. "Wenn wir sofort aus russischem Gas aussteigen, werden die Auswirkungen dramatisch sein", sagte der Manager dem "Handelsblatt". Bei einem kurzfristigen Boykott seien die negativen Auswirkungen für Deutschland größer als der Effekt auf Russland.
Kurzfristig sei die Menge aus Russland nicht ersetzbar. Für manche Branchen sei die Gasversorgung existenziell, sagte Bruch. "Nehmen Sie nur die Glasindustrie. Wenn die Anlagen einmal kalt fallen, sind sie hinüber." Ob dann noch einmal hierzulande investiert werde, sei die Frage. Grundsätzlich könne die deutsche Wirtschaft auch ohne russisches Gas auskommen, sagte Bruch; Dazu müsse man die Erneuerbaren aber zügig ausbauen, LNG-Flüssiggas kaufen und Gas aus anderen Gegenden wie zum Beispiel Skandinavien beziehen. Doch selbst wenn es gelänge, das russische Gas zu ersetzen, gebe es ein Verteilungsproblem. "Die Versorgung vor allem in Ost- und Süddeutschland wird schwierig, weil die entsprechenden Leitungsnetze fehlen", sagte Bruch. Deutschland werde noch länger auf Gas angewiesen sein, sagte Bruch. "Wir benötigen einen Puffer und eine Stütze für das Stromnetz, wenn Windkraft und Solarstrom nicht verfügbar sind", sagte er. Gleichzeitig müsse man aber "weg von der wesentlich schmutzigeren Kohle".
Foto: Gas-Verdichterstation Mallnow, über dts Nachrichtenagentur