Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnt vor einem Gas-Lieferstopp aus Russland. "Ein Stopp der Gaslieferungen hätte massive Auswirkungen auf die Nahrungsmittelherstellung", sagte NGG-Chef Guido Zeitler den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). Die Ernährungsindustrie sei nach der chemischen Industrie der zweitgrößte industrielle Gasverbraucher in Deutschland.
"Wenn nicht mehr ausreichend Gas geliefert wird, dann kann auch nicht mehr produziert werden", warnte der Gewerkschaftschef. "Wir würden zwar deshalb keinen Hunger leiden, aber es würde große Produktionsausfälle geben, die die Verbraucher in den Supermärkten spüren würden." Der größte Gasverbraucher in der Ernährungsindustrie sei die Milchwirtschaft, gefolgt von der Fleischindustrie. Danach kämen die Fett-, Öl-, Brot-, und Zuckerindustrie, aber auch das Bäcker- und Fleischhandwerk.
Auch Betriebsräte warnten bereits, so Zeitler: "Wenn bei uns kein Gas mehr kommt, dann geht bei uns das Licht aus." Gas wird in der Ernährungsindustrie vor allem als Prozessenergie benötigt. "Zur Nahrungsmittelherstellung wird zum Trocknen, Kochen oder Garen viel Energie benötigt." Dasselbe gelte fürs Abkühlen, um die Lebensmittel haltbar zu machen, führte Zeitler aus. Viele Unternehmen hätten für den Klimaschutz in den vergangenen Jahren ihre Produktionsanlagen von Öl auf Gas umgerüstet. "Diese Umstellung kann auch nicht einfach so zurückgebaut werden", so Zeitler. Der Krieg habe bereits durch Lieferengpässe und hohe Energiepreise große Auswirkungen auf die Branche. Für die Lebensmittelindustrie sei es wichtig, die Preissteigerungen an den Handel und die Verbraucher weiterzugeben.
"Dies wird den großen Konzernen gelingen. Doch viele Mittelständler in der Lebensmittelproduktion werden dies nicht schaffen", sagte Zeitler den Funke-Zeitungen. "Die erhöhten Produktionskosten sind für sie existenzgefährdend, manche werden ihren Betrieb schließen müssen." Der NGG-Chef fordert angesichts steigender Preise zudem mögliche weitere Hilfen für Geringverdiener. "Wenn die Lebensmittelpreise weiter steigen, sollte der Staat über eine gezielte Unterstützung von ärmeren Haushalten und Hartz-IV-Empfängern nachdenken", so Zeitler. "So könnte der Hartz-IV-Regelsatz erhöht oder Zuschüsse gewährt werden. Denn: Menschen mit geringeren Einkommen spüren den Preisanstieg überproportional am deutlichsten, da sie für Lebensmittel den größten Teil ihres Einkommens ausgeben müssen."
Foto: Gas-Verdichterstation Mallnow, über dts Nachrichtenagentur