Der US-Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe ging von 59,2 auf 57,5 Punkte zurück, der Service-Index landete sogar bei nur noch 53,5 Zählern. Keine guten Aussichten für Aktien.
von Sven Weisenhaus
Ein vollständigeres Bild zum EUR/USD (siehe gestrige Börse-Intern) erhält man, wenn man nicht nur die Wirtschaftsdaten der Euro-Seite betrachtet, sondern auch die des US-Dollars. Gestern wurden auch die Einkaufsmanagerindizes für die USA veröffentlicht. Und diese deuteten auf ein deutlich langsameres Wachstum im Privatsektor hin.
US-Wirtschaft schwächelt auch im zweiten Quartal 2022
Industrie und Dienstleister signalisieren angesichts des erhöhten Inflationsdrucks, einer weiteren Verschlechterung der Lieferzeiten und einer schwächeren Nachfrage einen geringeren Anstieg der Produktion. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe ging von 59,2 auf 57,5 Punkte zurück, der Service-Index landete sogar bei nur noch 53,5 Zählern, nach noch 55,6 im Vormonat. Dadurch verzeichnete der Gesamt-Einkaufsmanagerindex einen Rückgang von 56,0 auf 53,8. Das ist der zweitniedrigste Wert seit August 2020.
Mit Werten oberhalb von 50 Punkten signalisiert der Frühindikator weiterhin Wachstum – und das ununterbrochen seit Juli 2020. Dennoch ist die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2022 um 1,4 % geschrumpft. Man sollte den aktuellen Rückgang der Einkaufsmanagerdaten daher mit erhöhter Skepsis betrachten.
Keine guten Bedingungen für Aktien
Zumal der Gesamt-Einkaufsmanagerindex aktuell unter seinem langfristigen Durchschnitt von 54,8 liegt. Und die Auftragseingänge legten im schwächsten Tempo seit August 2020 zu. Dagegen stiegen die Einkaufspreise in einem neuen Rekordtempo. Unternehmen klagen daher über erhebliche Kostenbelastungen. Denn sie haben Probleme, die Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben. Das drückt natürlich auf die Gewinne, was wiederum zu sinkenden Aktienkursen führt.
Gleichzeitig erhöhten die Unternehmen die Beschäftigungszahlen so schnell wie seit 13 Monaten nicht mehr. Der US-Arbeitsmarkt bleibt also weiter solide, was der Notenbank die Möglichkeit für weitere Zinsanhebungen bietet. Und auch das dürfte – durch höhere Finanzierungskosten – auf die Gewinne der Unternehmen drücken und somit die Aktienmärkte belasten.
Schlecht für den Dollar, gut für den Euro
Doch zurück zum Devisenmarkt. Was bedeuten die Einkaufsmanagerdaten für den EUR/USD? Mit einem Wert von 53,8 Punkten notiert der Gesamt-Einkaufsmanagerindex der USA unterhalb der Pendants aus Deutschland und der Eurozone. Das ist schlecht für den Dollar und gut für den Euro. Denn womöglich wächst die Euro-Wirtschaft auch im zweiten Quartal 2022 stärker als die US-Wirtschaft.
Dass sich der US-Arbeitsmarkt stabil entwickelt und die US-Notenbank daher den Leitzins weiter anheben kann, spricht dagegen für den Dollar. Doch es sind schon eine Vielzahl an Zinsanhebungen eingepreist. Und ein nachlassendes Wachstumstempo könnte eher dazu führen, dass der Markt weniger Zinsanhebungen durch die Fed einpreist. Das würde den Dollar schwächen.
Fazit
Die Einkaufsmanagerdaten sind relativ schwach ausgefallen. Insgesamt betrachtet könnte sich die Kurserholung des EUR/USD damit fortsetzen. Zugleich müsste der Aktienmarkt aufgrund der Daten und der Angaben der Unternehmen bei der Umfrage eigentlich belastet bleiben.
Ich habe allerdings die Hoffnung, dass die meisten Probleme inzwischen eingepreist sind und die Anleger bereits wieder damit beginnen könnten, durch die Probleme hindurch auf die längerfristigen Perspektiven zu schauen. Und diese könnten in einer nachlassenden Inflation, weniger stark steigenden Zinsen und einem hoffentlich baldigen Ende des Ukraine-Kriegs sowie abnehmender Materialknappheit bestehen. Neben einer Kurserholung beim EUR/USD sehe ich daher auch weiterhin eine Kurserholung an den Aktienmärkten.
Wie nachhaltig diese sein wird, hängt von der weiteren Entwicklung der aktuell noch vorherrschenden Probleme ab. Diese werde ich für Sie natürlich weiter im Auge behalten…
www.stockstreet.de