Die Energiepolitik der Regierung erreicht einen vorläufigen, absurden Höhhepunkt: Weil demnächst eine Stromknappheit drohen könnte, wird zu Notstromaggregaten geraten. Problem: Die sind schon längst ausverkauft.
Hintergrundgeräusch in Städten wie Lagos, Bagdad oder Beirut ist das kräftige Dröhnen von Dieselgeneratoren. Deren Lautstärke steigt an, wenn der Strom ausfällt. Bald auch Alltag in Deutschland? Wahrscheinlich eher nicht, denn die die Stromerzeuger sind teilweise nur noch schwer zu beschaffen oder ganz ausverkauft. Und wenn tatsächlich irgendwo noch welche angeboten werden, dann dürften sie in den nächsten Tagen auch weg sein.
Denn: Die Bundesregierung empfiehlt Unternehmen, sich wegen der Gaskrise mit Notstromaggregaten einzudecken. Hintergrund: Bei Gasmangel fallen auch die Gaskraftwerke aus, die letzte Säule der Energiezerstörungspolitik in Deutschland. Viele Kohlekraftwerke sind ja bereits abgeschaltet, ob sie wieder angeworfen werden können ist fraglich. Und die Abschaltung der letzten AKWs geht ebenfalls unaufhaltsam ihren Gang.
Davon unbeirrt empfiehlt Wirtschaftsstaatssekretär Patrick Graichen (Grüne): "Empfehlenswert ist die Ausstattung mit Notstromaggregaten insbesondere für Betreiber von kritischer Infrastruktur", schreibt Graichen. Grund sei, dass es im Krisenfall keine "Abschaltreihenfolge" gebe. Im Falle einer Mangellage bei Gas oder Strom übernehme die Bundesnetzagentur "die Funktion des Bundeslastverteilers". Ihr obliege dann "in enger Abstimmung mit den Netzbetreibern die Verteilung von Gas oder Strom". Graichen empfiehlt, dass die Notstromaggregate eine Überbrückungszeit von 72 Stunden haben sollen. Pilsinger kritisierte die Aufforderung der Bundesregierung: "Dass die Regierung die Anschaffung von Notstromaggregaten empfiehlt, ist ein Offenbarungseid", sagte er der "Bild".
Deutschland bald Dunkelland?
Wenn nachts kein Wind weht und auch die Solaranlagen ihren Geist aufgeben, kommt die Stunde der Wahrheit. Das scheint auch die Politik etwas spät bemerkt zu haben. Nun rät die Regierung kritischen Betrieben dazu, Notstromaggregate anzuschaffen. Dieser heiße Tipp kommt aber etwas spät.
Der größte US-Hersteller von reinen Dieselaggregaten, Generac Holdings Inc aus Wisconsin, meldet schon jetzt, dass er nicht mehr liefern kann. Die Firma stellt große Aggregate her, besonders geeignet für Betriebe. Doch die Nachfrage übersteigt das Angebot. Der Aktienkurs der Firma hat sich bereits vermehrfacht.
Die gleiche Situation dürfte demnächst auch bei den wenigen deutschen Notstromaggregatherstellern eintreten. Der Markt ist einfach viel zu klein für die demnächst riesengroße Nachfrage. Die Gesamtsituation am deutschen Energiemarkt ist aber auch die traurige Konsequenz der jahrelangen grünen Strompolitik. Erst beim Blackout wird auch der letzte Grüne feststellen, dass man mit Windmühlen und Solar keine sichere Stromerzeugung gewährleisten kann. Aber dann wird es dunkel in Deutschland.
Stresstest für Deutschland?
Kurz vor dem Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften zur ersten Runde einer sogenannten Konzertierten Aktion hat sich Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) pessimistisch zur wirtschaftlichen Zukunft Deutschlands geäußert. "Wir müssen uns ehrlich machen und die Situation so beschreiben, wie sie ist", sagte Woidke dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). "Wir steuern auf eine schwere Wirtschaftskrise zu." Woidke rechnet damit, dass sich die Energiekrise in den nächsten Monaten weiter verschärfen wird. Die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft würden "deutlich drastischer sein" als das, was momentan diskutiert werde. "Diese Krise wird ein Stresstest für Deutschland".