In Deutschland ist Bargeld weiterhin das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel. Allerdings gewinnen "unbare Zahlungen" immer mehr an Gewicht, so eine Studie der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland für das Jahr 2021, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Die Befragten beglichen insgesamt 58 Prozent ihrer Bezahlvorgänge für Warenkäufe und Dienstleistungen mit Banknoten und Münzen, in der letzten großen Erhebung der Bundesbank aus dem Jahr 2017 waren es noch 74 Prozent.
Der geringere Bargeldeinsatz beruhte vor allem auf der Zunahme von Einkäufen im Internet in der Corona-Pandemie. "Weder Digitalisierung noch Pandemie konnten das Bargeld verdrängen", sagte Johannes Beermann, das für Bargeld zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Auch wenn Bargeld im Laufe der Pandemie seltener zum Einsatz kam, hielten viele Befragte es für zuverlässig, schätzten den Schutz der Privatsphäre und den guten Ausgabenüberblick. Gemessen am Umsatz betrug der Bargeldanteil noch 30 Prozent. Im Durchschnitt hatten Privatpersonen rund 100 Euro im Portemonnaie und damit fast genauso viel wie vor vier Jahren (103 Euro). Die große Mehrheit der Befragten (69 Prozent) gab an, auch zukünftig unverändert mit Bargeld bezahlen zu wollen.
Vier von zehn Befragten gaben laut der Studie an, Kartenzahlungen oder andere unbare Zahlungsmittel zu bevorzugen, was sich in der tatsächlichen Nutzung widerspiegelte. Von allen erfassten Zahlungen an der Ladenkasse, in der Freizeit, im Onlinehandel und bei weiteren Zahlungsanlässen wurden 29 Prozent mit einer Karte getätigt, bezogen auf den Umsatz waren es 40 Prozent. Debitkarten - in Deutschland fällt darunter vor allem die Girocard - waren mit 23 Prozent aller Transaktionen das am zweithäufigsten verwendete Zahlungsmittel, bei einem Umsatzanteil von 30 Prozent. Während der Corona-Pandemie zahlten die Bürger vermehrt kleinere Beträge mit einer Debitkarte. Auch Kreditkarten wurden mit 6 Prozent der Transaktionen bedeutsamer. Vor allem größere Beträge wurden mit Kreditkarte beglichen. Dies und der vermehrte Einsatz von Kreditkarten im Onlinehandel führten dazu, dass sich ihr Umsatzanteil seit 2017 auf 10 Prozent verdoppelte, so die Bundesbank-Studie.
Der Trend zum Onlinehandel dauerte im zweiten Jahr der Corona-Pandemie an. Der Anteil des Onlinehandels am gesamten Umsatz stieg von 6 Prozent im Jahr 2017 auf aktuell 24 Prozent. Dies ging mit einem veränderten Ausgabeverhalten einher: 5 Prozent aller Transaktionen wurden mit Internetbezahlverfahren beglichen. Im Vergleich zum Jahr 2017 verdoppelte sich ihr Umsatzanteil auf 8 Prozent. Werden nur die Einkäufe im Onlinehandel betrachtet, wurden knapp die Hälfte aller Transaktionen mit Internetbezahlverfahren abgewickelt; ihr Umsatzanteil lag bei 33 Prozent. Neben der Verlagerung von Einkäufen in das Internet gewann das mobile Bezahlen mit Smartphone und Wearables wie Smartwatch oder Fitnessarmband weiter an Bedeutung. So bezahlten schon 17 Prozent der befragten Smartphonebesitzer damit an der Ladenkasse; unter den Besitzern einer Smartwatch oder eines Fitnessarmbandes mit Bezahlfunktion betrug der Anteil 27 Prozent.
Smartphone und Wearables setzten sich damit zunehmend als Alternative zum Bezahlen durch, sind aber noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen. "Ich erwarte, dass in Deutschland künftig immer mehr Menschen ihren physischen Geldbeutel gegen eine elektronische Wallet eintauschen", sagte Burkhard Balz, das für Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. So zeigt die Studie, dass schon 34 Prozent der Befragten Apps zum einfachen Versenden und Empfangen von Geld nutzten. Die Bundesbank führt seit dem Jahr 2008 regelmäßig detaillierte Studien zur Verwendung von Zahlungsmitteln durch.
Für die Datenerhebung befragte das Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Bundesbank von September bis Dezember 2021 genau 5.870 Bürger ab 18 Jahren per Telefon. Die Befragten führten zudem ein dreitägiges Tagebuch, in welchem sie ihr Zahlungsverhalten dokumentierten. Darin enthalten sind aktiv veranlasste, einmalige Zahlungen, wie beispielsweise die Barzahlung beim Einkauf im Supermarkt oder die Kreditkartenzahlung in einem Restaurant. Wiederkehrende Zahlungen wie Mieten, Versicherungsbeiträge oder Strom- und Gasrechnungen sind nicht enthalten, weil diese meist dauerhaft per Lastschrift beglichen werden, so die Bundesbank.
Foto: 1- und 2-Cent-Münzen, über dts Nachrichtenagentur