Die chemische Industrie warnt für den Fall eines vollständigen Gasembargos vor einer tiefen Wirtschaftskrise. "Für den Fall eines vollständigen Gasembargos befürchte ich den Herzinfarkt der deutschen Wirtschaft, auch unserer Branche", sagte Christian Kullmann, Präsident des Verbands der chemischen Industrie (VCI) und Evonik-Chef, der "Süddeutschen Zeitung". Ohne Chemie stehe das Land still, "denn chemische Produkte werden für 90 Prozent aller Produktionsprozesse benötigt".
Die Folgen für die Beschäftigten wären gravierend, es drohe "eine schlimme Krise, auch gesellschaftlich und sozial". Kullmann stellt deshalb auch den Vorrang privater Haushalte bei der Zuteilung von Gas infrage. Die Sicherung der Arbeitsplätze und damit das Einkommen sei für die Familien sehr wichtig. "Sie steht für die Gesellschaft höher als die vollständige Sicherstellung der privaten Gasversorgung", so Kullmann, der anfügte: "Was nützt es, wenn die Haushalte zwar weiter Gas bekämen, es aber nicht mehr bezahlen könnten?" Ausdrückliches Lob hat der VCI-Chef für das Krisenmanagement von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). "Robert Habeck ist ein guter Wirtschaftsminister, ich bin beeindruckt", sagte Kullmann der SZ. Er sei "kein Schwadroneur und Ankündigungsweltmeister".
Im Wahlkampf hatte Kullmann die Grünen noch hart kritisiert und Habeck mit einem Fischstäbchen verglichen - "viele Panade, wenig drin". Harte Kritik übte Kullmann dagegen an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Es reiche nicht, nur Bäume zu umarmen, Bayern müsse auch Windräder bauen. Der VCI-Präsident sagte zur Energiewende: "Wir müssen jetzt schnell Einspruchsrechte von Bürgern gegen solche Projekte mit der Axt einkürzen. Sonst wird es uns nicht gelingen, die regenerativen Energien wie geplant schnell auszubauen."
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