Mark Branson, Präsident der deutschen Finanzaufsicht Bafin, rechnet im Falle einer "Gasmangellage" mit steigenden Kreditausfällen bei deutschen Banken und Sparkassen. Während die Finanzbranche noch gut durch die Coronakrise durchgesegelt sei, weil der Staat seinen Rettungsschirm breit aufgespannt habe, wäre bei einer Energiekrise fast die gesamte Wirtschaft betroffen, sagte Branson der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochsausgabe). "Der Staat kann das nicht alles auffangen", sagte Branson.
"Was passiert, wenn eine tiefe Rezession vielleicht kombiniert mit einem Zinsschock kommt? Dann kann man nicht ausschließen, dass Banken Probleme bekommen, zumal einige Institute ja viele Immobilienrisiken oder Zinsänderungsrisiken in der Bilanz haben". Über sein erstes Jahr an der Spitze der deutschen Finanzaufsicht äußerste sich Branson indes zufrieden. Man habe schon viel erreicht und sei nach dem Wirecard-Debakel dabei, die Bafin zu einer der weltweit führenden Aufsichten zu machen. "Unsere Ambition kann nicht das Mittelmaß sein", sagte Branson. "Deutschland ist eine der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt, wir haben eine Finanzbranche mit internationaler Ausstrahlung. Auf Augenhöhe zu spielen mit den professionellsten unserer Partnerbehörden, muss unser Ziel sein. Allerdings heißt das nicht, andere zu kopieren, sondern auf unseren eigenen Stärken aufzubauen". Höhere Strafen für beaufsichtigte Firmen seien dabei nicht unbedingt nötig. "Eine hohe Strafe klingt gut, aber letztlich bezahlen die Aktionäre das Geld, es wird schnell vergessen und es ändert sich vielleicht wenig", sagte er. Er halte andere Ansätze für sinnvoller. "Zum Beispiel können wir Geschäfte verbieten oder einschränken, wenn das Risikomanagement nicht adäquat ist. Wir wollen ja, dass das Management klare Anreize hat, die Dinge wirklich zu verbessern".
Foto: Bafin, über dts Nachrichtenagentur