Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, rechnet mit einem vollständigen Stopp russischer Gaslieferungen im Herbst. "Man darf Putin nicht unterschätzen, er ist ein Stratege. Würde er jetzt das Gas komplett abstellen, dann würde er uns zwar treffen - aber nicht so hart wie im Oktober oder November", sagte Wolf den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben).
Man könne daher vermuten, dass der "komplette Gasstopp im Herbst kommen wird", so der Chef des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie. Im Falle einer Gasrationierung forderte Wolf, dass die Industrie weiter versorgt werde. "Ganz wichtig ist, dass der Vorrang der Privathaushalte bei der Gasversorgung fällt", sagte Wolf. Würde die Industrie hintenüberfallen, könnten die Menschen ihre Abrechnungen nicht mehr bezahlen, da sie arbeitslos würden. "Wird die Industrie vernachlässigt, sind Hunderttausende Arbeitsplätze gefährdet", warnte Wolf. Die Bundesregierung müsse sich dabei zur Not über das geltende EU-Recht hinwegsetzen, forderte der Gesamtmetall-Chef. "Es geht darum, die deutsche Wirtschaft zu erhalten." Sollte der Gaspreis weiter steigen, schließt Wolf auch die Einführung eines Gaspreisdeckels nicht mehr. Dabei komme es aber auf die Ausgestaltung an, betonte er. Das Gas-Auktionsmodell, das ab Oktober starten soll, lehnte der Gesamtmetall-Chef dagegen ab. "Auktionen treiben nur die Preise nach oben", sagte Wolf.
Foto: Stahlproduktion, über dts Nachrichtenagentur