Renten-Ökonom Bernd Raffelhüschen kritisiert die Absage von Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil (SPD) an eine Anhebung des regulären Renteneintrittsalters. "Wir brauchen die Koppelung des Renteneintrittsalters an die steigende Lebenserwartung, so wie es viele skandinavische Länder vorgemacht haben", sagte Raffelhüschen der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Wer 2045 in Rente geht, müsste womöglich bis 68 Jahre arbeiten statt bis 67. Bis 2060 würden daraus vielleicht 69 Jahre", so der Freiburger Ökonom.
"Also: Wir sprechen hier nicht über die Rente mit 70 oder darüber hinaus. Es geht um verschmerzbare Anpassungen für diejenigen, die statistisch auch länger leben werden als die heutigen Rentner, also auch länger etwas von ihrer Rente haben." Raffelhüschen reagierte auf Aussagen von Heil, wonach eine Anhebung des Renteneintrittsalters über 67 Jahre hinaus "falsch und unfair" sei, weil dies mit Rentenkürzungen einhergehe. Dem widersprach der Wissenschaftler: "Ich finde, wir müssen erreichen, dass die Jüngeren für ein Jahr Rentenbezug genauso lange arbeiten müssen wie die älteren Generationen", sagte Raffelhüschen. "Die Relation von Einzahlzeit zu Bezugszeit muss stabil bleiben, damit es fair zugeht zwischen Jung und Alt. Und dafür müsste die steigende Lebenserwartung berücksichtigt werden." Raffelhüschen trat in der Vergangenheit auch als Lobbyist für die von Arbeitgeberverbänden finanzierte "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) auf.
Foto: Senioren in einer Fußgängerzone, über dts Nachrichtenagentur