Wegen der hohen Energiepreise drohen den Stadtwerken deutlich mehr Zahlungsausfälle. Diese könnten fünf bis zehn Prozent der Umsätze ausmachen, prognostiziert die Beratungsfirma Oliver Wyman - trotz der bevorstehenden Kostenbremsen für Gas und Strom. Bislang habe die Quote maximal ein Prozent betragen.
Dies wäre ein Rückschlag für Kommunen, die bisher mit Gewinnen aus dem Energiegeschäft etwa den Nahverkehr oder Schwimmbäder mitfinanzierten. "Deutlich höhere Zahlungsausfälle könnten Stadtwerke in Liquiditätsnöte bringen oder gar das Eigenkapital aufzehren", sate Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), dem "Spiegel".
Eine Analyse der Bilanzen mehrerer Stadtwerke zeigt laut Oliver Wyman, dass Ausfälle von fünf Prozent der Umsätze im Schnitt zu einer Halbierung der Gewinne führen würden. Bei einer Quote von zehn Prozent würde jedes zweite Stadtwerk keinen Profit mehr erwirtschaften. Zwar hat der Bund beschlossen, dass Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen in diesem Jahr zumindest für 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs maximal 40 Cent je Kilowattstunde Strom zahlen müssen, der Gaspreis wird analog auf 12 Cent je Kilowattstunde gedeckelt; "Allerdings werden die Kunden auch mit den Preisbremsen zum Teil doppelt so hohe Gas- oder Stromrechnungen wie vor der Krise bezahlen müssen", sagte Liebing. "Das werden manche nicht stemmen können."
Zuvor hatten Stadtwerke in einer Umfrage des Verbands einen Anstieg der Ausfallquote auf durchschnittlich neun Prozent prognostiziert. Bereits in den vergangenen Monaten haben Kommunen ihre Stadtwerke mit Krediten gestützt, um finanzielle Engpässe zu überbrücken, so etwa Leipzig und Bonn. Weiterer Druck droht Versorgern, die 2022 zu hohen Preisen Energie im Voraus geordert haben. Wenn die Großhandelspreise in der Zwischenzeit fallen, wie jüngst geschehen, verlangen Börsen Geld als Sicherheit, um die Abnehmer an die Termingeschäfte zu binden - das erhöht kurzfristig den Liquiditätsbedarf von Stadtwerken.
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