Obwohl sich die Arbeitslosigkeit seit 2005 halbiert hat, ist die Zahl der Beschäftigten bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) inzwischen auf 113.000 gestiegen. Das teilte die Behörde der "Welt am Sonntag" mit. Zu Zeiten der hohen Arbeitslosigkeit 2005 waren es nur rund 94.000, das entspricht einem Zuwachs von mehr als 20 Prozent.
Auch wenn man den Faktor Teilzeitbeschäftigung einbezieht, ergibt sich ein ähnliches Bild: In Vollzeitäquivalente umgerechnet, zählt die BA eigenen Angaben zufolge heute 100.684 Arbeitsplätze, 2005 waren es 84.517. Die Arbeitsagentur ist damit die größte Behörde des Bundes geworden. Die Verwaltungsratsvorsitzende der BA, Christina Ramb, sagte der "Welt am Sonntag": "Die ständig neuen gesetzgeberischen Vorgaben treiben die BA an die Belastungsgrenze. Die Mitarbeiter erhalten über ein ehrgeiziges Bundesministerium für Arbeit immer mehr Aufgaben."
Der Umsetzungsaufwand neuer Gesetze, vom Bürgergeld über die Bildungszeit bis zur Fachkräftezuwanderung, samt IT-Bedarf und veränderter Weisungen binde viel Personal. "Es gilt generell: Je komplexer die Rechtsgrundlage, desto schwieriger die Beratung und Umsetzung. Und man darf nicht vergessen, dass Beratung und Förderung bei Arbeitslosen und Beschäftigten heute im Schnitt vielschichtiger sind, als es zu Zeiten der Massenarbeitslosigkeit der Fall war."
Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann übt Kritik an dem Stellenaufbau. "Es kann nicht sein, dass trotz stark gesunkener Arbeitslosigkeit und der Effizienzsteigerungspotentiale durch Digitalisierung die Bundesagentur noch mehr Mitarbeiter benötigt," sagte er der "Welt am Sonntag". Die Linkspartei-Sozialpolitikerin Jessica Tatti hält den personellen Zuwachs dagegen für angemessen: "Im Vergleich zu 2005 haben die Arbeitsagenturen heute wesentlich mehr Beratungsaufgaben, zum Bespiel die präventive Weiterbildungsberatung für Beschäftigte."
Foto: Bundesagentur für Arbeit, über dts Nachrichtenagentur