Putin muss militärische Schwächen eingestehen. Wagner-Gruppe bleibt (vorerst?) straffrei. Was führt Lukaschenko im Schilde? Wie reagieren die Finanzmärkte? Rubel aktuell noch stabil. Osteuropabörsen weiterhin top.
von Andreas Männicke
Am 24. Juni kam es zu einem internen Machkampf und Konfrontation zwischen der gefürchteten Wagner-Gruppe unter der Leitung von Jewgeni Prigoschin und der russischen Militärführung. Ein Blutbad und eine offene Konfrontation in Moskau konnte nur durch das Einlenken des Präsidenten Lukaschenko vermieden werden, indem Prigoschin den Rückzug anordnete. Prigoschin zeigte aber auf, wie verwundbar das russische System ist und auch welche Schwächen die Militärführung hat. Dies dürfte Putin noch lange zu denken geben. Die Ukraine vermeldete indessen Geländegewinne an dem Tag, wo Russland mit sich selbst beschäftigt war. Dennoch geht der Ukraine-Krieg mit unverminderter Härte weiter und damit auch das unnötige Sterben von Soldaten auf beiden Seiten.
Die Börsen konnten auf die Ereignisse noch nicht reagieren und durch den Rückzug von der Wagner-Gruppe werden sie auch keine Auswirkungen haben. Mit der ersten Jahreshälfte können vor allem die Anleger in Osteuropa sehr zufrieden sein. Am besten performte die Warschauer Börse mit einem Plus von 20,61 Prozent beim polnischen PTX-Index, der sogar weit besser abschnitt als der DAX mit einem Plus von 12,51 Prozent. Neue Chancen tun sich jetzt auch in Kasachstan mit dem russischen Gold- und Silberproduzenten Polymetal auf.
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Prigoschin offenbart die Schwächen des russischen Militärs
5000 Söldner der Wagner-Gruppe machten sich am 24. Juni schwer bewaffnet auf den Weg nach Moskau, nachdem zuvor schon die militärisch bedeutsame Stadt Rostov ohne Gegenwehr des russischen Militärs eingenommen hatten. Der Auslöser für diese wahnwitzige Aktion war der angebliche Beschuss der Wagner-Gruppe in den Feldlagern durch das russische Militär, wo auch einige Söldner starben. Prigoschin wollte sich dafür rächen und wollte alles vernichten, was sich ihm in den Weg stellt.
Schon zuvor kritisierte er ständig die russische Militärführung, dass sie zu wenig Luftunterstützung gäbe und zu wenig Munition liefere. Angeblich sterben jeden Tag 1000 russische Soldaten an der Front wegen „unterlassener Hilfeleistung“. Gerichtet war die Kritik zunächst nur an den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu, der seit 2014 im Amt ist und sich im Syrienkrieg für Putin verdient gemacht hat.
Russische Militärführung wurde von Prigoschin scharf kritisiert
Seine Kritik richtet sich aber auch an den Generalstabschef Waleri Gerassimow, der seit Januar 2023 das Amt von dem damaligen Kommandeur der russischen Streitkräfte Sergej Surowikin übernommen hatte. Surowikin wand sich mit einer Videobotschaft direkt an Prigoschin, dass er seinen Feldzug „der Gerechtigkeit“ sofort beenden und sich Putins Anordnungen unterordne solle. Seine Aktion spiele nur dem eigentlichen Gegner in die Hände, den sie gemeinsame Seite an Seite bekämpfen müssen. Auch wenn der Konflikt nun unblutig endete, dürfte dies für Putin und die militärische Führung noch Folgen haben.
Machtkampf abgeblasen – und nun?
Der Ukraine-Krieg verläuft aber wegen des starken Widerstands der Ukraine und der westlichen Allianz offensichtlich nicht nach Plan und dauert nun viel länger als anfangs gedacht. Je länger er aber andauert, desto schwieriger wird es für Putin, die Fäden in der Hand zu behalten. Offensichtlich wollten einige Militärverbände sich der Wagner-Gruppe anschließen, was zu einem Machtwechsel hätte führen können. In Zukunft könnte dies nun zu noch mehre Repressionen in Russland führen, denn fast wäre der Krieg auch in Moskau angekommen. Putin genießt immer noch eine breite Unterstützung im Land, aber so einen Kämpfer wie Prigoschin hätte ihm das Leben schwer machen können.
Wagner-Gruppe muss sich neu formieren
Ein Blutbad wurde vermieden, indem der Präsident aus Weißrussland Lukaschenko einen Tag lang mit Prigoschin verhandelte und ihm zum Rückzug überredete. Prigoschin und seine Söldner bekamen Sicherheitsgarantien und Straffreiheit, wobei Putin sich nun schon Sorgen machen muss, wie es an der Front weitergeht. Prigoschin selbst darf nach Weißrussland (Belarus) ausreisen. Man darf sich fragen, was Lukaschenko sich dabei gedacht hat und inwiefern Prigoschin nun für Lukaschenko in Zukunft nützlich sein könnte, um einen gewisse „Drecksarbeit“ zu verrichten. Die Wagner Gruppe sollte ab dem 1. Juli auch formell durch Verträge unter die Leitung des russischen Verteidigungsministeriums, was Prigoschin bisher ablehnte. Nun werden wohlmöglich zumindest Teile der Wagner-Gruppe in das russische Militär formell integriert.
Ukraine vermeldete erstmals Landgewinne an der Front
Die Kämpfer an der Front gehen indessen mit unverminderter Härte weiter. Die Ukraine konnte erste Landgewinne vermelden und nutzte damit die Gunst der Stunde. Entschieden ist hier aber noch nichts und der sinnlose Krieg dürfte noch lange weiter andauern. Der Friedensplan der Chinesen und einiger afrikanischer Länder, die vor kurzem beim Putin waren, findet im Westen kein Gehör. Der Krieg soll nach der Meinung der meisten westlichen Politiker auf dem Schlachtfeld gewonnen werden. Immer mehr Waffen wie demnächst auch uranhaltige Panzer-Munition, Mittelstreckenraketen und Kampfjets provozieren aber fast zwangsläufig nur noch mehr Tote und weitere Eskalationsstufen, die sogar am Ende in einen 3. Weltkrieg münden könnten. Dieser Verantwortung scheinen sich einige westliche Politiker aber nicht bewusst zu sein.
Warschauer Börse als Top-Performer
Die Börsen konnten auf die dramatischen Ereignisse in Russland bisher nicht reagieren, weil es Wochenende war. Sie werden diesbezüglich auch nicht regieren, da sich Prigoschin mit seiner Wagner-Gruppe schon wieder zurückgezogen hat. Die Börsen werden erst dann positiv reagieren, wenn sich ein Kriegsende abzeichnet, was noch nicht der Fall ist.
Nach dem sehr guten ersten Halbjahr ist jetzt ohnehin wegen der restriktiven Geldpolitik der Notenbanken und schwachen Konjunktur mit Korrekturen in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen. Besonders positiv entwickelten sich bisher die Börsen aus Osteuropa. 10 Börsen aus Osteuropa zählen schon wieder zu den 30 am besten performenden Börsen der Welt, an der Spitze die Warschauer Börse mit einem Plus von über 20 Prozent beim PTX-Index während der DAX „nur“ ein Plus von 12 Prozent erreichen konnte. Vor allem Video-Spielhersteller wie CI-Games und CD-Projekt machen jetzt Furore mit neuen Angeboten. Aber auch die Aktien aus Kroatien konnten seit Jahresbeginn schon um 20 Prozent zulegen.
Neue Chancen in Kasachstan mit Polymetal
Gute Chancen tun sich jetzt in Kasachstan auf, die den Ukraine-Krieg nicht befürworten und nun auch Öl nach Deutschland liefern. Ein besonderes „Schnäppchen“ ist der russische Gold- und Silberproduzent Polymetal, der zuvor wegen der Sanktionen an der Londoner Börse nur für einige wenige Broker bedingt handelbar war. Das Unternehmen wechselte jetzt aber von der Londoner Börse zur AIX in Kasachstan, wo deutsche Anleger die Aktie jetzt auch zu Tiefstkursen kaufen können. Ausgehend von den ehemaligen Höchstkursen vor dem Krieg ergeben sich langfristig sogar Tenbagger-Chancen, also das Potential von 1000 Prozent, mittelfristig zumindest von 100 Prozent. Eine ausführliche Analyse über Polymetal gibt es im neuen Börsenbrief EAST STOCK TRENDS als neue „Aktie des Monats“.
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