Die Regierung beschließt eine "Nationale Wasserstoffstrategie". Experten warnen jedoch: Hoffnungen, die Klimaziele mit grünem Wasserstoff erreichen zu können, sind unrealistisch. Eine mit Wasserstoff betriebene Gasheizung braucht fünfmal so viel Energie.
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch eine Aktualisierung der Nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen. Der bisherige Plan aus dem Jahr 2020 habe grundsätzlich weiter Bestand, werde nun aber an die neuen Klimaschutzziele und Herausforderungen am Energiemarkt angepasst, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte. Die Strategie setze staatliche Leitplanken für die Erzeugung, den Transport und die Nutzung von Wasserstoff und seinen Derivaten und bündele die Maßnahmen der Bundesregierung. Ziel sei eine zuverlässige Versorgung Deutschlands mit grünem, auf Dauer nachhaltigem Wasserstoff. "Mit der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie setzen wir den Rahmen für die neue Phase im Wasserstoffmarkthochlauf", sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Der Energieforscher Volker Quaschning hält die Hoffnungen, die Klimaziele mit grünem Wasserstoff erreichen zu können, für unrealistisch. "Wir müssten den fehlenden Wasserstoff importieren, aber auch der Import ist mit Verlusten und damit Kosten verbunden, es ist auch nicht beantwortet, wo die Mengen herkommen sollen", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstagsausgabe). "Das ist eine reine Luftbuchung", fügte er hinzu.
Man werde die gesetzlich verankerte Klimaneutralität bis 2045 mit Gas nicht erreichen können: "Der Grund ist, dass eine mit Wasserstoff betriebene Gasheizung bis zu fünfmal so viel Energie aus grünem Strom braucht wie eine Wärmepumpe, um ein Gebäude zu beheizen." Eine Wärmepumpe sei sehr effizient, weil sie die Wärme zu zwei Dritteln aus der Umgebung hole. Eine Gasheizung brauche dort also schon dreimal so viel Energie wie eine Wärmepumpe. "Bei der Erzeugung von Wasserstoff für die Gasheizung mit grünem Strom entstehen nochmals Verluste, damit ist man beim Faktor vier bis fünf", so Quaschning.
Die Debatte über das Gebäudeenergiegesetz habe er "mit großer Verwunderung" zur Kenntnis genommen, so der Forscher weiter. "Hier wurden Preise und Falschaussagen genannt, bei denen man als Wissenschaftler nur den Kopf schütteln kann", sagte er. "Wenn Herr Söder behauptet, der Kauf einer Wärmepumpe koste bis zu 300.000 Euro, dann weiß ich nicht, wie groß die dazugehörige Villa ist." Eine normale Wärmepumpe koste 30.000 Euro inklusive Einbau, so Quaschning.
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