Mit der Energiewende wurde die Deindustrialisierung eingeleitet. Die grüne Ampelregierung hat diesen Prozess massiv beschleunigt. Bleibt man bei den derzeitigen ideologischen Vorstellungen einer utopischen Energiepolitik, droht das Desaster für Deutschland.
von Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel
Seit mehr als 10 Jahre zeigt der Stromverbraucherschutz NAEB immer wieder auf, dass die teure Energiewende in Deutschland die Industrie zum Abwandern zwingt. Viele Arbeitsplätze und auch zugesagte Werksrenten gingen verloren. In Deutschland wurde immer weniger investiert.
Unter der Ampelregierung gab es nur noch Neuinvestitionen, wenn staatliche Zuschüsse gezahlt wurden. Der Bau der Tesla-Fabrik für Elektro-Autos in Brandenburg, die geplanten Chipfabriken in Magdeburg und Dresden und die Milliarden-Zuschüsse für Stahlerzeugung mit Wasserstoff sind dafür Beispiele. Schon heute ist abzusehen, dass sie alle unwirtschaftlich werden, wenn die Energiewende mit steigenden Stromkosten fortgeführt wird. Doch sie passen in die grüne Ideologie.
Bundeskanzler Scholz will die Energiewende beschleunigen
Die Energiewende und die grüne Energiepolitik mit immer mehr Abgaben auf CO2-Emissionen haben den Strompreis in Deutschland auf schwindelnde Höhen getrieben. Doch Bundeskanzler Scholz will die auf Fakepower (Wind- und Solarstrom) basierende Energiewende weiter treiben. Er sagte am 16. August auf dem NRW-Unternehmertag:
Wir brauchen „…vier bis fünf Windräder und 43 Fußballfelder Photovoltaikanlagen
‑ wohlgemerkt pro Tag ‑, dazu Speicher und Tausende Kilometer neue Leitungen.“
„Deutschland-Geschwindigkeit funktioniert auch beim Bau von Windrädern und Solaranlagen, von Überlandleitungen und Speichern, beim Bau von Kraftwerken, die Wasserstoff-ready sind und die wir brauchen, wenn der Strom aus Sonne, Windkraft und Wasserkraft nicht ausreicht.“
„Wenn man beides (Bundeshaushalt 54 Milliarden Euro und Sondervermögen Klima- und Transformationsfonds 58 Milliarden Euro) zusammenführt, sind das mehr als 100 Milliarden Euro öffentlich unterstütztes Direktinvestment.“ (pro Jahr)
„Der Ausbau der Erneuerbaren hat nun Vorrang vor anderen Rechtsgütern.“
„mit all diesen strukturellen Verbesserungen werden wir auch die Strompreise Schritt für Schritt drücken können.“
„eine Dauersubvention von Strompreisen mit der Gießkanne können wir uns nicht leisten“
Grüner Wasserstoff ist keine Lösung
Mit diesen Aussagen stellt er klar, Deutschland setzt ausschließlich auf grünen Strom (Fakepower). Selbst der letzte verbliebene heimische Energieträger, die Braunkohle, soll nicht weiter genutzt werden. Damit ist eine sichere Stromversorgung in Deutschland nicht mehr gegeben. Die Hoffnung auf sinkende Strompreise wird zur Utopie. Wir werden voll abhängig von Energieimporten und sind jederzeit erpressbar.
Die angestrebte Erzeugung von grünem Wasserstoff als Energieträger braucht viel mehr Energie, als in Deutschland von Wind und Sonne eingesammelt werden kann. Daher soll Solarstrom in Wüstengebieten Wasserstoff erzeugen, der dann importiert wird. Von der eingefangenen Solarenergie dürfte aber kaum etwas in Deutschland ankommen, denn zur Erzeugung von Wasserstoff, zum Transport nach Deutschland und zur Lagerung geht viel Energie verloren. Mit grünen Wasserstoffimporten steigt der Strompreis in nicht mehr bezahlbare Höhen.
Profiteure stützen die Energiewende
Dies alles sollte den Teilnehmern des NRW-Unternehmertags bekannt sein. Doch eine vernichtende Kritik an den Ausführungen des Kanzlers ist mir nicht bekannt. Warum? Sind die Unternehmer schon auf den Weg, Deutschland zu verlassen? Oder hoffen sie immer noch auf ein eine Umkehr der Energiepolitik in Deutschland? Doch wer zu lange hofft, wird insolvent. Beispiele dafür gibt es täglich. Beifall dürften nur die Unternehmer gespendet haben, die Profiteure der Energiewende sind. Sie verdienen prächtig an staatlichen Subventionen und Beihilfen.
Doch auch ihnen sollte klar sein, dies wird nur kurze Zeit laufen. Die Zeichen sind da. Deutschland verzeichnet als einziges Land in Europa eine Rezension. Es ist zum Energieimportland geworden. Unser Stromnetz wird durch die Kernkraftwerke in Frankreich und der Schweiz, sowie durch die Kohlekraftwerke in Polen gestützt. Von einer sicheren, bezahlbaren und planbaren Stromversorgung kann nicht mehr gesprochen werden.
Heimische Energieträger müssen genutzt werden
Als Grund für die teure und kritische Energieversorgung wird vom Kanzler und der Regierung der Krieg in der Ukraine genannt. Die Angabe, Russland hätte die Gaslieferungen nach Deutschland gestoppt, ist falsch. Deutschland hat aufgrund der Embargo-Vereinbarungen auf Gaslieferungen aus Russland verzichtet. Doch auch ohne das russische Gas können wir niedrige Strompreise auf Weltmarktniveau haben. Dazu muss die Braunkohleverstromung ausgebaut und die Gewinnung von Öl und Gas mit Fracking erlaubt werden. Die Kraftwerke sollten auf einen höheren Wirkungsgrad getrimmt werden. Damit kann der Brennstoffbedarf deutlich reduziert werden. Die Abgaben auf CO2-Emissionen müssen beendet werden. (Die Behauptung, CO2 sei ein gefährliches Klimagas, ist ein nicht beweisbares Narrativ.)
Die Kosten der Energiewende übersteigen die Verteidigungsausgaben
Nach den Ausführungen des Bundeskanzlers werden zurzeit jährlich mehr als 100 Milliarden Euro für die Stützung der Energiewende eingeplant. Das ist deutlich mehr als die Ausgaben für unsere Verteidigung. Pro Einwohner sind das deutlich über 1000 Euro im Jahr, die als Abgaben fällig werden. Mit Beendigung der Energiewende steht dieses Geld als Kaufkraft zur Verfügung. Die Stromkosten werden gleichzeitig mehr als halbiert. Unter diesen Bedingungen wird Deutschland wieder wettbewerbsfähig. Privates Kapital wird wieder investiert, weil es sich lohnt.
Es wird Zeit für unsere Regierung, sich den Fakten der Energieversorgung zu stellen. Bleibt man bei den derzeitigen ideologischen Vorstellungen einer utopischen Energiepolitik, wird die Abwanderung der Industrie weiter beschleunigt und die Insolvenzen nehmen zu. Das Ergebnis der kommenden Landtagswahlen könnte eine Umkehrung der Energiepolitik erzwingen.