Inzwischen kommen von vielen US-Banken bedenkliche Signale. So ist die Aktie der Bank of America, des zweitgrößten Finanzinstituts der USA, auf neue Jahrestiefs gefallen. Bei den anderen Banken sieht es nicht viel besser aus.
von Claus Vogt
Banken spielen in unserem Finanzsystem eine ganz entscheidende Rolle. Sie versorgen die Wirtschaft mit Krediten und helfen Unternehmen bei der Beschaffung von Eigenkapital. Im Verbund mit den Zentralbanken bilden sie das Herzstück einer modernen Volkswirtschaft.
Wenn es im Bankensektor zu ernsthaften Problemen kommt, leidet die gesamte Wirtschaft. Das hat die Finanzkrise des Jahres 2008 wieder einmal eindrücklich gezeigt, indem sie zu dem stärksten Konjunktureinbruch seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre führte. Damals hatten sich fast alle Großbanken der USA und Europas mit Immobilienkrediten so sehr verzockt, dass sie ohne massive Rettungsaktionen der Zentralbanken und Regierungen Pleite gegangen wären.
Bankenpleiten sind Warnzeichen
Viele Monate bevor diese Finanzkrise für Schlagzeilen sorgte, geriet die US-Investmentbank Bear Sterns bereits in eine Schieflage. Um ihren Zusammenbruch zu verhindern, wurde das Institut mit Hilfe der US-Zentralbank von JPMorgan Chase, der größten Bank Amerikas, übernommen.
Die von den Notenbankern gehegte Hoffnung, auf diese Weise eine größere Krise zu verhindern, erfüllte sich allerdings nicht. Im Kontext des Geschehens, das später als Finanzkrise bezeichnet wurde, waren die Probleme von Bear Sterns nur ein Vorgeschmack auf kommende Ereignisse. Dieses deutliche Warnsignal wurde damals jedoch weitgehend ignoriert.
15 Jahre später, im März und Mai 2023, kam es in den USA erneut zu drei sehr großen Bankenpleiten: Silicon Valley Bank, Signature Bank und First Republic Bank mussten ihre Pforten schließen. Sie könnten sich als ein ähnlich deutliches und auch dieses Mal wieder weitgehend ignoriertes Warnsignal erweisen wie die Pleite von Bear Sterns im März 2008.
Bank of America- und Citigroup-Aktien auf neuen Tiefs
Inzwischen kommen von weiteren US-Banken bedenkliche Signale. Wie Sie auf dem folgenden Chart sehen, ist die Aktie der Bank of America, des zweitgrößten Finanzinstituts der USA, auf neue Jahrestiefs gefallen. Sie notiert deutlich unter den Oktober 2022-Tiefs und hat sich seit Januar 2022 fast halbiert. Bei der Citigoup, bei Morgan Stanley und einigen anderen großen US-Banken sieht die Lage ähnlich aus.
Bank of America in $, 2021 bis 2023
Die Aktie der zweitgrößten US-Bank ist bereits unter ihre Oktober 2022-Tief gefallen – ein weiteres Warnsignal für die gesamte Börse und die Konjunktur. Quelle: StockCharts.com
Die ausgeprägte Schwäche des Bankensektors deutet nicht nur auf zunehmenden Stress im Finanzsystem hin. Aufgrund der oben beschriebenen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Banken ist sie ein Warnsignal für die gesamte Wirtschaft – und ausdrücklich auch für die Börse.
Fortsetzung der Aktienbaisse
Unsere Analysen und Indikatoren lassen keinen Zweifel daran, dass an den Börsen erneut eine Phase größten Risikos begonnen hat. Darüber hinaus geben die makroökonomischen Frühindikatoren ausdrücklich keine Entwarnung, sondern kündigen in aller Deutlichkeit eine Rezession an. Die hier skizzierten Warnzeichen des Bankensektors bestätigen diese Lagebeurteilung eindringlich.
Passend dazu haben der S&P 500, der NASDAQ 100 und auch der DAX ihre Bearmarketrallys, die im Oktober 2022 begonnen hatten, mit klaren charttechnischen Verkaufssignalen beendet. Das alles deutet auf eine Fortsetzung der Aktienbaisse in den kommenden Wochen und Monaten hin. Als konservativer Anleger sollten Sie jetzt mehr denn je auf ein striktes Risikomanagement achten und sich Gedanken darüber machen, wieviel Börsenrisiko sie tatsächlich zu tragen gewillt sind.
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