Die geopolitische Situation bleibt problematisch. Dennoch besteht die Hoffnung auf eine Jahresendrally an den Börsen. Bitcoin und KI-Aktien sind die Treiber, Gold eher schwach. Osteuropa-Aktien Outperformer.
von Andreas Männicke
Die Stimmung beim Hamburger Börsentag 11. November war gemischt. Die überwiegende Zahl der Referenten setzt aber auf eine Jahresendrally und auch ein positives Szenario für das nächste Jahr. Der bekannte Investment Guru Heiko Thieme glaubt an eine Jahresendrally und einen DAX von über 16.000 Indexpunkten. Gefragt sind weiterhin von allem „KI-Aktien“ wie Microsoft, die sogar einen neuen Jahreshöchstkurs erreichten. Ohne KI-Aktien wäre aber auch die Wall Street bei gleichgewichteten Indizes im Minus. Nebenwerte sind kaum gefragt. Es mangelt hier an Liquidität.
Ob es nun tatsächlich zu einer allseits erhofften Jahresendrally kommt, hängt im Wesentlichen davon ab, ob der Israel-Krieg in einen Nahost-Krieg mündet, also davon ob Iran und einige arabische Länder sowie die Türkei mit in dem Krieg einbezogen werden oder nicht. Der französische Präsident Macron plädiert für einen sofortigen Waffenstillstand, wohl auch aus Angst, dass der Krieg zwischen Juden und Arabern später auch auf französischen Boden gewaltsam ausgetragen wird. Die Übergriffe auf Juden waren selten so hoch wie jetzt in Frankreich, das ein Pulverfass ist, da sich dort die größte jüdische Gemeinde und die größte arabische Gemeinde zum Teil feindlich gestimmt gegenüberstehen.
So wie es aussieht, dürfte der Israel-Krieg die Anleger noch bis Jahresende oder länger beschäftigen und es bleibt die bange Hoffnung, dass sich der Iran oder andere Staaten wie die Türkei nicht aktiv in den Krieg mit Militärgewalt einmischen. Dabei geriet der Ukraine-Krieg jetzt in den Hintergrund, wo aber auch die Gefahr besteht, dass der Krieg weiter eskaliert und sogar ein dritter Weltkrieg droht, wenn Polen oder Großbritannien hier aktiv militärisch eingreifen, was über Söldner zum Teil schon geschieht.
Der ukrainische Präsident Selinskyi setzt nun immer mehr auf den Einsatz von Kampfjets und Mittelstreckenraketen im nächsten Jahr. Beim Drohnenkrieg scheint Russland nun allmählich die Oberhand zu gewinnen. In beiden Fällen sollten westliche Politiker jetzt einen sofortigen Waffenstillstand und diplomatische Gespräche auf allen Ebenen fordern, um weitere Eskalationsstufen und unnötiges Massensterben zu verhindern.
Börsen reagieren bisher gelassen auf mögliche Eskalationsgefahren
Die Börsen nehmen beide Kriegsgefahren bisher relativ gelassen auf. Ungemach droht aber auch weiterhin durch die fortan restriktive Geldpolitik der FED. Sorgen machen auch die Gewerbeimmobilien in den USA, wo die Leerstände immer größer werden, zum Teil aber auch schon in europäischen Großstädten. Die Anleger sollten aber auch darauf achten, ob ab dem 17. November ein „Shutdown“ in den USA droht, was auch die Wall Street und in Folge dessen auch die Weltbörsen belasten würde. Die US-Ratingagentur Moody´s gab am Freitag einen negativen Ausblick auf US-Staatsanleihen, weil das US-Haushaltsbilanz Defizit zu hoch bleibt.
Bitcoin und KI-Aktien bleiben gefragt, Gold jedoch weniger
Die großen Weltbörsen wie der S&P-Index oder der DAX korrigierten schon in den Monaten September/Oktober um über 10 Prozent, erholten sich aber wieder ein wenig im November. So erholte sich der DAX40 zuletzt wieder von 14.800 auf über 15.300 Indexpunkte, was immerhin ein Plus von über 8 Prozent seit Jahresbeginn bedeutet. Der S&P Index erholte sich im November von 4200 auf 4400 Indexpunkte, womit der S&P-Index jetzt wieder mit 15,5 Prozent seit Jahresbeginn im Plus ist.
Am besten schnitt der NASDAQ-Index mit einem Plus von 32,8 Prozent, wobei auch hier wieder nur einige wenige KI-Aktien den NASDAQ-Index nach oben trieben. So erreichte Microsoft durch die „KI-Fantasie“ sogar ein neues Allzeit-Hoch. Gefragt war auch weiterhin der Bitcoin, der auf das neue Jahres-Hoch von über 37.000 BTC/USD und damit um über 120 Prozent (!) seit Jahresbeginn anstieg. Gold korrigierte hingegen wieder von über 2000 auf nur noch 1937 USD/Unze wegen neuer Zinsängste.
Osteuropa Börsen bleiben Outperformer
Sehr erfreulich entwickelten sich aber auch die Börsen in Osteuropa, wobei viele Osteuropa Börsen den DAX klar outperformen konnten. Ein Drittel der 30 am besten Börsen performenden Börsen der Welt stammen aus Osteuropa. Osteuropa bleibt damit einer der besten und aussichtsreichsten Anlage Regionen der Welt, die aber in den Medien immer noch sehr stiefmütterlich behandelt werden.
Mehr Paprika ins Depot: Budapester Börse +42 Prozent!
So stieg der HTX-Index, ein Kunstprodukt der Wiener Börse für ungarische Aktien, bereits um 42 Prozent auf das neue Jahreshoch von 4930 Indexpunkten. Nicht viel schlechter schnitt der PTX-Index für polnische Aktien mit einem Plus von 27 Prozent, der aber erst nach dem Wahlsieg der Opposition wieder Aufwind bekam. Der CECE-Index mit Ungarn, Polen und Tschechien im Boot konnte auch bereits um 25 Prozent zulegen - weit besser als der DAX oder S&P-Index! Sehr positiv entwickelten sich aber auch die Börsen aus Südosteuropa, was Anleger über ein SETX-Zertifikat abdeckten, das auch bereits um über 22 Prozent anstieg. Ebenso positiv entwickelten sich die Börsen im baltischen Raum. Merke: In Hausse Phasen gibt es immer wieder deutliche Outperformancechancen an den Börsen Osteuropas.
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