Trotz Zinssenkung durch die EZB und der Schweizer Nationalbank (SNB) werden die Wolken über den Finanzmärkten dunkler. Die Wirtschaftsgeschichte zeigt, dass es nicht möglich ist, Rezessionen mit Hilfe von Zinssenkungen zu verhindern.
von Claus Vogt
Am 6. Juni hat die EZB die Zinsen gesenkt, obwohl die Inflationsrate wieder gestiegen ist. Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat im Juni bereits die zweite Zinssenkung des Jahres vorgenommen, und jenseits des Atlantiks wurden in Kanada die Zinsen ebenfalls schon gesenkt. Jetzt wartet alle Welt auf den ersten Zinsschritt der Fed, der von vielen Analysten im September erwartet wird.
Trotz zu hoher Inflationsraten haben die Zentralbanker also damit begonnen, die Zinsen zu senken. Da an den Finanzmärkten Ruhe herrscht, kommt dafür im Moment wohl nur ein Grund in Frage: Die Gelddrucker und Wohlstandsvernichter befürchten eine Verschlechterung der Konjunktur und glauben fest daran, den Abwärtstrend mit niedrigeren Zinsen aufhalten zu können.
Zinssenkungen können nicht jede Rezession verhindern …
Wie Ihnen die Wirtschaftsgeschichte zeigt, ist es offenbar nicht möglich, alle Rezessionen mit Hilfe von Zinssenkungen zu verhindern. Das zeigte sich sehr deutlich bei den Rezessionen von 2001 und 2008.
Im ersten Fall nahm die Fed bereits im Januar 2001 die erste Zinssenkung des damaligen Zyklus vor, von 6,5% auf 6,0% und ließ zügig weitere Zinsschritte folgen. Im Dezember 2001 betrug der Leitzins nur noch 1,75%. Die Rezession, die im März 2001 begann, konnte damit aber nicht verhindert werden.
Ein ähnliches Bild zeigte sich 2007. In diesem Zyklus erfolgte der erste Zinsschritt im September 2007, und bis Dezember 2008 hatte die Fed den Leitzins auf 0% gesenkt. Die Rezession begann im Dezember 2007. Sie dauerte bis Juni 2009 und ging mit einer schweren Bankenkrise einher. Die Fed konnte die mit Abstand schlimmste Wirtschafts- und Finanzkrise seit der Weltwirtschaftskrise also nicht verhindern.
… und auch nicht jede Aktienbaisse
Zurzeit ist die Euphorie an der US-Börse ebenso hoch wie die fundamentale Überbewertung. Dennoch herrscht an der Wall Street die Überzeugung vor, dass die erwarteten Zinssenkungen der Fed die Kurse weiter beflügeln werden.
Ein Blick in die Finanzmarktgeschichte stützt diesen Glauben jedoch nicht. Die beiden gerade genannten Rezessionen gingen nämlich mit sehr schweren Aktienbaissen Hand in Hand. Vom Top des Jahres 2000 bis zum Tief im Oktober 2002 fiel der S&P 500 um 50%, der NASDAQ 100 um 83% und der DAX um 73%. Während der Baisse von 2007 bis 2009 beliefen sich die Verluste des S&P 500 auf 57%, des NASDAQ 100 auf 54% und des DAX auf 56%.
Die aktuelle Lage der US-Börse ähnelt in vielerlei Hinsicht dem Geschehen am Ende der Technologierblase im Jahr 2000. Allerdings ist die fundamentale Überbewertung heute noch größer als damals. Wie riskant die derzeitige Spekulationsblase an der US-Börse ist, zeigen wir Ihnen in der am Dienstag, den 25. Juni b2024 erscheinenden Monatsausgabe meines Börsenbriefes Krisensicher Investieren.