In den vergangenen fünf Jahren sind nach Angaben der Luftverkehrswirtschaft 200 Flugverbindungen von, nach und in Deutschland gestrichen worden. "2019 gab es von, nach und innerhalb Deutschlands knapp 1800 Strecken, die bedient wurden. Das waren in Summe 1,7 Millionen Flüge. Jetzt sind es nur noch knapp 1600 Strecken", sagte Jens Bischof, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben).
Die Flüge würden nur noch bei 1,4 Millionen liegen. "Insbesondere Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sind betroffen, gerade aus und nach Berlin, Köln-Bonn, Düsseldorf oder Stuttgart. Dort fehlen neben deutlichen Frequenzreduzierungen zwischen zehn und 20 Non-stop-Strecken, die jeweils aus diesen Städten nicht mehr angeboten werden", so Bischof, der Vorstandsvorsitzender der Fluggesellschaft Eurowings ist.
Als Grund für die Entwicklung sieht Bischof vor allem hohe Steuern und Abgaben. "Die Standortkosten für Luftverkehr in Deutschland haben sich aufgrund staatlicher Gebühren und Steuern seit 2019 verdoppelt. Profitabel zu fliegen, wird dadurch sehr schwer", sagte der Luftfahrtpräsident.
Aktuell liege man beim Sitzplatzangebot bei 84 Prozent des Vor-Corona-Niveaus, während europaweit bereits 108 Prozent erreicht seien. "Der hiesige Luftverkehrsstandort koppelt sich damit von der Entwicklung in Europa komplett ab", warnte Bischof. Die Luftverkehrsbranche stehe an einem Kipp-Punkt drohe "an der staatlichen Abgabenlast zu ersticken".
Auch einen Stellenabbau schloss Bischof nicht aus: "Die Airports stehen durch die zu geringe Auslastung ihrer sehr kostenintensiven Infrastruktur unter Druck. Dass man da versucht, Kosten einzusparen und mittelfristig auch über Stellenabbau nachdenkt, halte ich für denkbar." Für Fluggesellschaften führe unter diesen Bedingungen kein Weg an Streckenstreichungen vorbei.
Bischof erwartet zudem weiter steigende Ticketpreise bei Flugreisen. "An- und Abflüge in Deutschland werden signifikant teurer", sagte der BDL-Präsident. Zwar sei die seit Mai höhere Luftverkehrssteuer eingepreist, aber ab Januar steige der Gebührendeckel für die Sicherheitskontrollen an Flughäfen von 10 auf 15 Euro pro Fluggast.
Auch stehe eine deutliche Erhöhung der Kosten für die Flugsicherung im Raum. Die Verluste der Flugsicherung aus den Corona-Jahren würden nach der Entscheidung des Bundes zudem auf die Verbraucher umgelegt.
"Die Airlines selbst können die Belastungen nur an die Kunden weitergeben. Schon jetzt sind die Margen gering. Im Durchschnitt verdient eine Airline nur noch fünf bis zehn Euro pro Fluggast", sagte Bischof. Um wie viel Prozent die Tickets steigen würden, ließe sich pauschal aber nicht sagen. "Wir sind mit der Politik über kostendämpfende Effekte im Gespräch", sagte Bischof.
An die kommende Bundesregierung richtete er drei Forderungen. "Erstens: Die Luftverkehrsteuer muss ersatzlos abgeschafft werden." Die Belastung betrage derzeit mehr als zwei Milliarden Euro im Jahr. "Zweitens: Der nationale Alleingang bei der E-Kerosin-Quote muss beendet werden. Und drittens müssen die höheren Gebühren bei den Sicherheitskontrollen zurückgenommen werden", zählte Bischof auf.
Eine Streichung der Luftverkehrssteuer würden Kunden unmittelbar spüren, versprach der Luftfahrtpräsident und verwies auf Effekte in Schweden, das als viertes EU-Land die Luftverkehrssteuer ausgesetzt habe. "Wir sehen ganz klar die absolute enge Korrelation zwischen Rücknahme dieser Steuer und dem Anziehen des Angebots."
Foto: Annullierter Flug (Archiv), über dts Nachrichtenagentur