Der Ökonom Daron Acemoglu, der am Dienstag in Stockholm den Wirtschaftsnobelpreis verliehen bekommt, hält eine Reform der Schuldenbremse in Deutschland für dringend geboten. "Das größte Problem, das Deutschland hat, ist die bröckelnde Infrastruktur", sagte der Forscher der FAZ.
Deren schlechter Zustand sei ein Bruch verglichen mit dem besseren Zustand vor zehn oder 20 Jahren, wie er aus eigener Anschauung wisse. "Sich in einer Phase wie jetzt, selbst die Hände zu binden, macht keinen Sinn", kritisierte Acemoglu mit Blick auf die Schuldenbremse. Fiskalische Disziplin sei gut.
"Aber solche strengen Grenzen sind nicht nützlich." Öffentlich-private Investitionen in neue Technologien und Infrastruktur müssten jetzt stattdessen angeregt werden. Sie seien der "Schlüssel für Deutschland". Zu den wirtschaftlichen Perspektiven Deutschlands äußerte sich der MIT-Ökonom grundsätzlich positiv: "Es ist klar, dass Deutschland ein paar herausfordernde Jahre vor sich hat. Aber ich glaube, das deutsche Wirtschaftsmodell hat weiter seine Stärken."
Als Beispiel nannte er das System der Mitbestimmung in deutschen Unternehmen und das System aus Aus- und Weiterbildung. Allerdings könnte es schwer werden, bei den E-Autos den Anschluss an die ausländische Konkurrenz herzustellen. Bürokratie und zu viel Regulierung seien zudem wie in allen Industrieländern ein Problem. D
em Vorschlag von FDP-Chef Christian Lindner "ein bisschen mehr Milei und Musk" zu wagen, kann er aber nichts abgewinnen. "Meine Vorbilder wären die beiden nicht." Musk sei ein guter Unternehmer, aber der Falsche für Bürokratie- und Regulierungsabbau. "Gerade Künstliche Intelligenz und der Bereich Pharma müssen effektiv reguliert werden, sodass die Menschen Vertrauen in die Technologien aufbauen", sagte Acemoglu der FAZ.
Foto: Schuldenuhr (Archiv), über dts Nachrichtenagentur