Bundesbank/Dombret: Jede vierte Bank will Negativzinsen künftig an Kunden weitergeben - Warnung vor steigenden Risiken bei Immobilienkrediten
Jedes vierte Kreditinstitut in Deutschland will künftig Negativzinsen auf Kundeneinlagen erheben. Das schreibt Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret in einem aktuellen Beitrag für die WirtschaftsWoche.
Allerdings seien die Einlagen von Privatkunden nur bei jedem zwölften Institut davon betroffen. „Sänke das Zinsniveau dagegen weiter ab, wäre bereits jedes zweite Institut zu einer Weitergabe negativer Zinsen gegenüber Privatkunden bereit“, so Dombret. Das zeige eine aktuelle Umfrage der Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht unter rund 1500 kleinen und mittelgroßen deutschen Kreditinstituten.
Derzeit müssen die Banken für ihre Einlagen bei der Notenbank ihrerseits einen Strafzins von minus 0,4 Prozent zahlen. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld setze die Finanzinstitute unter großen Druck, schreibt Dombret. Analysen der Bundesbank zei gten, dass die Gesamtkapitalrentabilität der Kreditinstitute bei unverändert niedrigem oder gar weiter sinkendem Zinsniveau bis zum Jahr 2021 um mehr als 40 Prozent einbräche.
Die Banken gingen daher immer größere Risiken ein, um ihre Rendite zu steigern. „Im schlechten Fall stellen sich diese Risiken als nicht tragbar heraus, was zur Schieflage von Instituten führen kann“, warnt Dombret. So plane ein Drittel der befragten Kreditinstitute, ihr Geschäftsvolumen und ihr Risiko auszuweiten, unter anderem bei Immobilienkrediten.
Weil die Banken und Sparkassen aber nicht in gleichem Maße Eigenkapital nachlegen wollten, drohe mittelfristig ein Rückgang ihrer Widerstandsfähigkeit, warnt Dombret. Eine baldige Änderung des Niedrigzinsumfeldes erwartet er nicht. „Dass die Zinsen plötzlich steigen, ist sehr unwahrscheinlich“, so Dombret.