Wird es einen Börsencrash wie 1987 geben? Ein hochbrisantes Gemisch kündigte damals den Absturz an. Doch heute ist die Lage noch viel brisanter als vor 30 Jahren. - Zentralbanken als Versicherung?
Von Claus Vogt
Der 19. Oktober 2017 war das 30-jährige Jubiläum des berühmten Aktiencrashs von 1987. Roland Leuschel ist einer der ganz wenigen Analysten, die diesen Crash prognostiziert hatten. Dabei galt Leuschel damals als „unverbesserlicher Börsenoptimist“, da er sich in den 1960er und 70er Jahren vor allem in Belgien, aber auch in Deutschland systematisch für den privaten Aktienbesitz stark gemacht hatte. Darüber hinaus war er auch während der großen Hausse der 1980er Jahre überaus bullish.
Ein hochbrisantes Gemisch kündigte den Crash von 1987 an
Das änderte sich erst Anfang 1987, als eine Kombination aus fundamentaler Überbewertung, extrem euphorischer Stimmung und hoher Wachstumsraten der kurz zuvor erfundenen strukturierten Absicherungsinstrumente ein hochbrisantes Gemisch erzeugte. Am 19. Oktober 1987 war es dann soweit. Die Bombe platzte mit großem Getöse. Der S&P 500 Index – und mit ihm die Aktienmärkte im Rest der Welt – stürzte an diesem denkwürdigen Tag um 20,5% ab, nachdem er in den vorangegangenen zwei Wochen bereits 13,7% verloren hatte.
Seither wird Roland Leuschel in der deutschen Presse stets als Crash-Prophet bezeichnet. Dass er nach großen Kursrückgängen immer lautstark zum Einstieg geraten hat – zuletzt im Jahr 2009 – wird dabei geflissentlich unter den Teppich gekehrt. Die Medien lieben solche einfachen Etiketten und tun sich offensichtlich schwer damit, ein differenziertes Bild zu zeichnen.
S&P 500, 1985- 1987
Ein Crash ist aus mehreren Gründen auch jetzt wieder wahrscheinlich. Quelle: StockCharts.com
Heute ist die Lage viel brisanter als damals
Verglichen mit heute war die Überbewertung der Aktienmärkte 1987 gering. Fast alle treffsicheren fundamentalen Kennzahlen haben inzwischen sogar die Höchststände des anderen berühmten Crash-Jahres, also 1929, überschritten, und einige sogar die Bestmarken des Jahres 2000. Aus fundamentalanalytischer Sicht ist die Lage heute also erheblich überzogener als 1987.
Bei den Sentimentindikatoren zeigen sich keine Unterschiede. Sie erreichten 1987 außergewöhnlich euphorische Werte, und genau das tun sie auch heute wieder.
Das gilt auch für die Momentumindikatoren. Sie waren damals wie heute in allen relevanten Zeitfenstern extrem überkauft, womit sie einen völlig überzogenen Kursanstieg signalisieren.
Ein vergleichbarer Crash-Auslöser ist auch jetzt wieder vorhanden
Schließlich gibt es noch eine sehr interessante Übereinstimmung. Die von dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan eingesetzte Expertenkommission zur Erforschung des Börsen-Crashs kam zu dem Ergebnis, dass strukturierte Produkte, die in fallenden Märkten automatisch Verkäufe ausgelöst haben, eine entscheidende Rolle gespielt haben.
Nun haben in den vergangenen Monaten ganz ähnliche Produkte ein geradezu dramatisches Wachstum erfahren. Diese sind in ihrer Struktur zwar etwas komplizierter als die 1987er Variante. Sie gleichen sich aber in einem ganz entscheidenden Merkmal: In fallenden Märkten lösen sie automatisch Verkäufe aus.
Die Details dieses Damoklesschwerts werde ich Ihnen in der nächsten Themenschwerpunkt-Ausgabe meines gemeinsam mit Roland Leuschel verfassten Börsenbriefes Krisensicher Investieren vorstellen.
Ein wichtiger Unterschied zu 1987
Einen wichtigen Unterschied zwischen der aktuellen Lage und der des Jahres 1987 gibt es jedoch. Im Unterschied zu damals verlassen sich heute fast alle Marktteilnehmer darauf, dass die Zentralbanker größere Kursrückgänge verhindern können. Aber: Wenn das tatsächlich in der Macht von Zentralbankbürokraten läge, dann hätte es schon seit Jahrzehnten keine Baissen und Krisen und Rezessionen mehr gegeben.
Haben Sie auf eine fallende türkische Lira gesetzt?
Erinnern Sie sich? Vor einigen Wochen habe ich Ihnen an diese Stelle geraten, auf einen Kursrückgang der türkischen Lira zu setzen, weil die Politik Erdogans negative Folgen für die Wirtschaft der Türkei haben wird. Seither hat die Lira gegenüber dem Euro bereits recht deutlich an Wert verloren, und weitere Kursverluste werden folgen.
Anstatt auf dem brodelnden Vulkan absurd überbewerteter Aktienmärkte zu tanzen, halten wir lieber Ausschau nach Anlagemöglichkeiten, die sich durch attraktive Chance-Risiko-Verhältnisse auszeichnen. Informieren Sie sich, und testen Sie noch heute Krisensicher Investieren – 30 Tage kostenlos.