Wie geht es weiter an den Börsen? Was kann man vom Bitcoin erwarten? Wie groß ist die Bedrohung durch Zinserhöhungen? Michael Mross im Gespräch mit Focus Money.
Von Michael Mross
Nach einer fast 10jährigen Börsenrallye könnte es sein, dass im Jahr 2018 Vorsicht angebracht ist. Viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Zinsen erhöht werden. Steigende die Zinsen sind bekanntlich Gift für die Aktienmärkte.
Doch es stellt sich die Frage, ob die Zinsen tatsächlich nachhaltig erhöht werden können. Seit der Finanzkrise 2008 hat sich die Weltgeldmenge und damit die Schulden fast verdoppelt: von damals 150 Billionen Dollar auf jetzt geschätzte 270 Billionen. Wie angesichts einer solch drastisch gestiegenen Welt-Schuldmenge die Zinsen erhöht werden sollen, bleibt fraglich.
Die Notenbanken versuchen natürlich, Zinsspielraum zu erhalten. Ob Ihnen das jedoch gelingt, ist sehr zweifelhaft. Nicht zuletzt wegen der vergangenen Finanzkrise wurden die Zinsen künstlich nach unten manipuliert. Wie Zinsen mit einer gestiegenen Schuldenmenge nun wieder ansteigen sollen, das kann derzeit niemand beantworten. Eigentlich unmöglich.
Wenn die Finanzakteure jedoch davon ausgehen, dass die Zinsen steigen, dann hat das natürlich negative Konsequenzen für die Börsen. Der Schock dürfte jedoch nur von kurzer Zeit sein. Denn das viele Geld braucht irgendeine Anlagemöglichkeit. Und das waren bisher immer die Finanzmärkte beziehungsweise die Aktienmärkte.
Da in der Vergangenheit die Geldmenge immer nur gestiegen ist, lässt sich der Schluss ableiten, dass damit auch die Börsen eigentlich auf lange Sicht steigen müssen. Und tatsächlich ist es so, dass Börsen, seitdem es sie gibt, immer nur gestiegen sind. Korrekturen und Rückschläge erwiesen sich als hervorragende Einstiegsgelegenheiten.
DAX 40.000?
Wenn das Finanzsystem nicht zusammenbricht, ist es also keine Hellseherei, zu prognostizieren, dass der DAX auf 40.000 und der Dow Jones beispielsweise auf 100.000 geht.
Hätte man Anfang des Jahrtausends behauptet, dass der Dow Jones auf 25.000 steigt, hätten die Leute genauso ungläubig geguckt. Aber dort sind wir jetzt. Dieses Kursziel galt damals als aberwitzig.
Folgende These ergibt sich aus der Vergangenheit: Die Märkte gehen aktuell davon aus, dass es Zinserhöhungen gibt. Das wird im Jahre 2018 zu Korrekturen führen. Über kurz oder lang wird sich jedoch herausstellen, dass die Zinsen nicht nach oben gehen können. Und dann werden die Aktienmärkte wieder steigen.
Aufgrund der Schuldensituation in den westlichen Industrienationen sind natürlich Blitzeinschläge und Bankenkrisen jederzeit möglich. Niemand kann im Moment genau vorhersagen, aus welcher Ecke das Problem kommt.
Neben den üblichen Problem-Kandidaten wie Euro-Zone und Japan könnte es auch in China zu Verwerfungen kommen. Hier scheint es enorme Probleme im Bankensektor zugeben. Nicht zu vergessen jedoch: Die letzte Finanzkrise hatte ihren Ursprung in den USA. Dort sind im Rahmen der Finanzkrise immerhin über 1000 Banken pleite gegangen.
Bitcoin
Der Bitkom ist generell einen hervorragendes Experiment und eine interessante Alternative zum Geldsystem. Ob sich Kunstwährungen wie Bitcoin, Ethereum & Co. jedoch in Zukunft durchsetzen werden, bleibt weiter abzuwarten.
Wer in diesem Bereich investiert, sollte sich bewusst sein, dass er alles verlieren kann. Natürlich sind die Kurschancen bei Kryptowährungen teils riesig. Es gibt aber noch viele Probleme, die gelöst werden müssen. Und das größte Problem sind Notenbanken und Politik: Denn Geld ist Macht - und wer will sich diese Macht aus den Händen reißen lassen?
Das ausführliche Interview: