Früher gab's die Erbsünde, um Schäfchen gefügig zu machen. Heute heißt die neue Religion "CO2". Klima-Schamanen tyrannisieren die Welt: wir alle sind schuldig und büßen mit Tod durch Ersaufen.
DK | Das Erzeugen von Angst war schon immer ein Herrschaftsinstrument.
Passend zur kühleren Jahreszeit wurde jetzt eine Studie der Universität Bremen und der Universität Innsbruck in Umlauf gemacht, wonach das weitere Abschmelzen der Gletscher nicht mehr verhindert werden kann – egal ob der Temperaturanstieg auf 1,5 oder 2,0 Grad begrenzt wird: „Wir haben in der Vergangenheit bereits Entwicklungen angestoßen, die sich nicht mehr aufhalten lassen. Für die Gletscher ist es 5 nach 12“, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Bremen.
Neu sind solche Theorien nicht; sie werden auch nicht besser, wenn sie – wie die Bremer/Innsbrucker Studie – die größten Eismassen der Erde (Antarktis und Grönland) einfach mal weglassen. Für „Klimaforscher“ zählt nur das Ergebnis: dass wir alle schuldig sind und mit Tod durch Ersaufen zu büßen haben.
1kg CO2 = 15kg Gletscherschmelze
Wie wir uns persönlich schuldig machen, ist in der Untersuchung nachzulesen. Jedes Kilogramm CO2, das wir heute ausstoßen, soll langfristig 15 Kilogramm Gletscherschmelze verursachen.
„Umgerechnet auf ein 2016 in Deutschland neu zugelassenes Durchschnittsauto bedeutet das: Alle 500 Meter Autofahrt geht ein Kilo Gletschereis verloren“, wird Ben Marzelon, einer der Autoren der Studie, zitiert. Das heißt: Mit jeder Fahrt zum nächsten Bäcker ist ein Kilo Eis in den Alpen weg – und dabei ist die Rückfahrt noch nicht eingerechnet.
Solche Berechnungen lösen bei gut Informierten nur Schmunzeln aus: Leute, die nicht einmal das Wetter von übermorgen richtig vorhersagen können, wollen uns weismachen, wie groß oder klein die Gletscher in 100 Jahren sein werden.
Dennoch ist die Zahl interessant. Wir schauen uns nämlich jetzt die Klimabilanz des Lieblingssspielzeugs der Berliner und Frankfurter Finanz-Start-up-Szene an. Es geht um Krypto-Währungen, deren bekannteste Bitcoin ist. Die verbrauchen viel Energie, sehr viel Energie sogar.
In der Zeitschrift Positionen (herausgegeben vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft) heißt es, allein die Schürfer von Bitcoin und Bitcoin Cash würden mit täglich 135 Millionen Kilowattstunden weltweit so viel Energie verbrauchen wie Singapur oder Portugal. Da der Strom für die zumeist in China stehenden Bitcoin-Server vor allem aus Kohlekraftwerken komme, würde für jede Bitcoin-Transaktion im Schnitt auch besonders viel CO2 emittiert, nämlich 325 Kilogramm.
Das heißt: Für jede Bitcoin-Transaktion, die irgendein junger Finanz-Kreativer im Café Oberholz in Berlin-Mitte vornimmt, werden gemäß den Daten von den Universitäten Bremen und Innsbruck 4.875 Kilo Gletschereis schmelzen.
Man sollte nun meinen, dass unsere Klimaschutz-Avantgarde, die Grünen, ein schnelles Verbot der Kryptowährungen fordern würden. Weit gefehlt: Man solle „nicht den Fehler machen, vielversprechende Ansätze der Kryptowährungen und Blockchain (der Technologie hinter solchen Bezahlsystemen) klein oder kaputt zu regulieren“, heißt es in einem Artikel von den beiden Grünen-Abgeordenten Danyal Bayaz und Dieter Janecek in der WELT.
Und weiter: „Die vielen jungen Unternehmen, die mit Blockchain arbeiten und vornehmlich in Berlin angesiedelt sind, brauchen eine langfristige Perspektive.“ Der hohe Energieverbrauch müsse „in den Griff bekommen werden“, heißt es lapidar zum zentralen Problem. Das erinnert an die deutsche Energiewende, deren Hauptproblem, die Speicherung von Energie, man nach Ansicht der Grünen auch noch in den Griff bekommen muss.
An den Bitcoins ist ein wunderschönes Beispiel für grüne Klientelpolitik zu erleben: Die jungen, radfahrenden, vielfältigen und toleranten Kreativen in Berlin werden unter Schutz gestellt. Den Dieselfahrern dagegen werden Fahrverbote angedroht.