Energie- und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) verspricht, dass Öko-Strom bald ohne Subvention auskommt. Das Gegenteil ist richtig: bis 2050 zahlen Stromkunden bis zu 3 Billionen extra für Energie, die niemand braucht.
Von Prof. Dr. Ing. Hans-Günter Appel
Von einer internationalen Energiekonferenz mit Regierungsvertretern aus über 40 Ländern Mitte April in Berlin berichten die Medien mit der Überschrift „Ökostrom bald ohne Förderung“. In den nächsten vier bis fünf Jahren soll das der Fall sein, sagte der Energie- und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Doch die Wirklichkeit sieht anders aus.
Man muss sich fragen, ist es dem zuständigen Energieminister bewusst, dass wir jetzt bereits zu viel und zu teuren Ökostrom haben?
- Weiß er, wie viel Deutschland für nicht benötigten und nicht gelieferten Ökostrom an die Produzenten zahlt, wenn Anlagen wegen Überproduktion abgeschaltet werden müssen? 2016 waren es 635 Millionen Euro.
- Weiß er, wie hoch die Kosten waren, um überschüssigen Ökostrom über die Börsen mit Subventionszahlungen („Negativpreisen“) zu entsorgen? Allein während des letzten Weihnachtsfestes und zum letzten Jahreswechsel mussten dafür über 50 Millionen Euro aufgewendet werden.
- Kennt er die Dumping-Preise, zu denen der hoch vergütete Ökostrom an den Börsen verramscht wird? Es sind rund 3 Cent je Kilowattstunde (Ct/kWh), die zuvor im Mittel mit 15 Ct/kWh vergütet wurden.
- Kennt er die steigenden Regelkosten, die nötig sind, um das Stromnetz stabil zu halten, weil die Ökostrom-Erzeugung zu stark schwankt? Im letzten Jahr mussten dafür etwa 2 Milliarden Euro aufgewendet werden. Das ist zwanzigmal mehr als vor Beginn der Energiewende.
- Hat er einen Überblick über die gesamten Aufwendungen der Energiewende? Neben den ausgewiesenen Subventionen nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) von rund 25 Milliarden Euro im Jahr, die der Stromkunde zu tragen hat (ca. 300 Euro/Jahr und Einwohner) wird noch ein etwa gleich hoher Betrag aus Steuermitteln aufgewendet, um die Energiewende durchzusetzen. Die Energiewendekosten sind damit deutlich höher als der Verteidigungsetat.
- Hat er vergessen, was er im Februar 2013 gegenüber der FAZ zu den Energiewendekosten geäußert hat? Damals sagte er: „Das alles kann dazu führen, dass sich die Kosten der Energiewende und des Umbaus unserer Energieversorgung bis Ende der 30er Jahre dieses Jahrhunderts auf rund eine Billion Euro summieren könnten. Wenn wir nichts dagegen tun, werden wir diese Größenordnung erreichen.“ (FAZ vom 20. Februar 2013, Seite 1).
- Weiß er nicht, dass bis es jetzt kein Konzept für ausreichend große wirtschaftliche Speicher gibt?
- Kennt er die Kosten für die geplante Wende bis zum Jahr 2050? Das Handelsblatt vom 18. 4. 2018 schätzt die Gesamtkosten auf 2.000 bis 3.000 Milliarden Euro. Damit steigen die Wendekosten in den nächsten 30 Jahren auf 100 Milliarden Euro pro Jahr (1.200 Euro pro Einwohner).
- Weiß er nicht, dass es sich Deutschland leistet, eine doppelte Strom-Infrastruktur aufzubauen, um zu jedem Zeitpunkt die gesicherte Stromleistung zur Verfügung zu haben? Schon heute haben wir eine Nennleistung von etwa 100.000 Megawatt (MW) an Ökostrom und gleichzeitig eine Bereitstellung von etwa 100.000 MW Strom aus traditionellen Kraftwerken, von denen die meisten mit fossilen Energien betrieben werden. (Der maximale Leistungsbedarf liegt in Deutschland bei 85.000 MW.)
- Weiß er nicht, dass die deutschen CO2-Emissionen seit 10 Jahren konstant bei über 900 Millionen Tonnen jährlich liegen - trotz der ungeheuren Subventionen, die in die Ökostrom-Erzeugung gesteckt wurden und immer noch werden?
Weiß er nicht, dass den angestrebten Stromeinsparungen durch höhere Energieeffizienz weitaus höhere Verluste bei der Stromspeicherung gegenüber stehenAltmaier will den Netzausbau zum Verteilen des Ökostroms weiterhin beschleunigen. Er sagt aber nicht, welcher Strom durch die neuen Trassen fließen soll, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.
Der Außenminister Heiko Maas (SPD) will mit Ökostrom die Eigenversorgung sichern, um vom Ausland weniger erpressbar zu sein. Deutschland kann mit dem wetterwendischen Ökostrom jedoch nicht sicher versorgt werden. Eine sichere und preiswerte Versorgung gibt es in Deutschland nur mit Braunkohlenkraftwerken, denn heimische Braunkohle ist noch für Jahrhunderte vorhanden. Doch gerade diese Werke sollen abgeschaltet und durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Damit sind wir von Russland noch stärker abhängig. Wollen wir das?
Auch in fünf Jahren sind die naturbedingten, system-immanenten Nachteile des Ökostroms nicht behoben. Die Erzeugung ist vom Wetter abhängig. Das Wetter können wir nicht ändern und noch nicht einmal sicher voraussagen. So bleibt der Ökostrom ein Strom zweiter Klasse mit viel geringerem Wert als der stets planbare herkömmliche Kraftwerksstrom. Ohne Subventionierung des Ökostroms, größtenteils zwangsweise durch die Stromverbraucher, ist die Energiewende am Ende. Daher fordert die Stromverbraucher-