Löhne steigen wegen Inflation. Doch die Steuersätze werden nicht angepasst. Bereits drei Millionen Deutsche müssen Spitzensteuersatz zahlen.
Die Einkommen der Deutschen steigen stark, der Steuertarif wird allerdings nur langsam angepasst – das hat für immer mehr Steuerzahler dramatische Folgen: In diesem Jahr müssen bereits 2,99 Millionen Steuerpflichtige den Spitzensteuersatz zahlen, berichtet die Wirtschaftswoche.
Wie groß die Dynamik ist, zeigt sich daran, dass damit 140.000 Deutsche mehr mit dem Spitzensteuersatz veranschlagt werden als noch im vergangenen Jahr – und sogar fast 650.000 mehr als 2014.
Diese Zahlen gehen aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der FDP hervor. Über eine mögliche Entwicklung bis zum Ende der Legislaturperiode wollten die Experten von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) keine Prognose abgeben. „Dass die Bundesregierung keine Auskunft darüber geben möchte, halte ich für ungerechtfertigt“, sagt der FDP-Bundestagsabgeordnete Julius Cronenberg.
Er geht bei einer allg emeinen Lohn- und Gehaltsentwicklung von drei Prozent pro Jahr davon aus, dass rund 150.000 Bürger jährlich mehr „in den Spitzensteuersatz gespült werden“. Das sei keine Entlastung, wie sie im Koalitionsvertrag versprochen gewesen sei, sondern eine weitere Überbelastung, so Cronenberg.
Derzeit greift für Singles ab einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 54.950 Euro der Spitzensteuersatz. Auf jeden weiteren verdienten Euro fallen dann 42 Prozent Steuern an. Für ledige Top-Verdiener existiert für Einkommen ab 260.533 Euro darüber hinaus noch die sogenannte Reichensteuer. Bei Verheirateten verdoppeln sich die Beträge entsprechend.