Wie geht es weiter an den Finanzmärkten? Was ist von den Zinserhöhungsphantasien zu halten? Wie steht es um Gold und Bitcoin? Michael Mross im Gespräch mit Bernd Heller von Focus Money.
Vertrauen in die Politik der Zentralbanken? Nicht bei Michael Mross. „Sie tarnen, tricksen und täuschen“, sagt der langjährige Börsenexperte, Moderator (u. a. n-tv, N24, CNBC) und Autor im aktuellen Interview auf Money.de. So bleibe EZB-Chef Mario Draghi stets vage bei seinen Aussagen.
Aufgrund der extrem gestiegenen Weltschuldenmenge bleibt den Notenbanken trotz gegenteiligen Beteuerungen nichts anderes übrig, die Zinsen weiter runterzusetzen und das Quantitative Easing (Anleihenkauf) weiter fortzusetzen.
Seit 2008 sind die globalen Schulden von rund 150 Billionen auf jetzt 260 Billionen gestiegen. "Wie will man in diesem Schuldensumpf denn noch die Zinsen erhöhen?", fragt Michael Mross.
Es gibt einen Zinsztrend nach unten bei allen westlichen Industrienationen. Allen voran Japan mit 0,1% bei zehnjährigen Anleihen, gefolgt von Deutschland mit 0,5%. Gewagte These: Auch bei US-Bonds wird irgend wann ein Null vor dem Komma sehen.
Vor diesem Hintergrund müssten Börsen eigentlich steigen, so Mross - denn Aktien sind alternativlos. Auch Zentralbanken haben starkes Interesse an steigenden Kursen und wenn das nicht passiert, kaufen die Notenbanken eben selbst die Aktien auf, so, wie sie es jetzt schon bei Anleihen tun.
Die japanische Notenbank engagiert sich bereits jetzt am Aktienmarkt und hat 2/3 aller ETFs auf den Nikkei aufgekauft. Sie ist damit der größte Aktionär in Japan.
Doch die japanische Zentralbank will sogar noch weiter gehen: Sie will nicht nur ETFs auf den Nikkei (größte Werte in Japan, ähnlich DAX), sondern auch den breiter gefasten Topix aufkaufen. Dieses Novum wurde vor einer Woche bekannt gegeben.
Nicht zu vergessen: Die japanische Notenbank hat bisher rund 50% aller Bonds aufgekauft. Zum Vergleich: Die EZB hat rund 20% aller Anleihen in der Eurozone gekauft, die US-Notenbank sitzt auf rund 12% amerikanischer Anleihen.
Klarer Trend also: Staatsfinanzierung aus der Notenpresse. Wie lange das gut geht, ist schwer abzuschätzen. Dass es iregendwann schief geht, ist dagegen sicher!
Der Bitcoin ist laut Mross ein großartiges Experiment, jedoch mit ungewissem Ausgang. Mann sollte nicht zu viel Geld darauf setzen und sich lieber Gold anschauen. Das Edelmetall hat schon seit 6000 Jahren bewiesen, dass es funktioniert und sei bei aktuellen Kursen billig. Spätestens bei der nächsten Finanzkrise werden Edelmetalle wieder glänzen.