Während die US-Börsen von Rekord zu Rekord eilen, sieht es in Deutschland und Europa eher lau aus. Geo-Lage: Brexit ungelöst. Großangriff in Idlib steht bevor. Neue Sanktionsspirale gegen Russland? Gold und Silber enttäuschen erneut. Bitcoin, Kryptowährungen selektiv höher.
von Andreas Männicke
Die Wall Street feiert im Moment einen neuen Rekord nach dem anderen. Der Dow Jones Industrial Index (DJI) stieg vergangene Woche auf ein neues Allzeit-Hoch. Zudem gab es Rekord-Übernahmen, wovon vor allem die großen US-Investmentbanken profitieren. Andere Weltbörsen hinken hingegen hinterher. Europa kommt mit dem Brexit nicht voran und Italien bleibt ein Dauer-Verschuldungsproblem. Zudem belastet die Türkei-Währungskrise. Gold verliert erneut an Wert. Osteuropa-Börsen bleiben selektiv Outperformer. Sogar die Moskauer Börse konnte den DAX trotz der neuen US-Sanktionen klar outperformen.
Wall Street auf neuem Allzeit-Hoch
Der Dow Jones Industrial-Index (DJI) mit 30 Aktien im Index stieg am 21. September auf das neue Allzeit-Hoch von 26.750 Indexpunkten. Auch der marktbreitere S&P-Index mit 500 Aktien im Index erreichte mit fast 2940 Indexpunkten ein neues Allzeit-Hoch, konsolidierte dann aber wieder auf 2925 Indexpunkte und schloss damit am Freitag leicht im Minus.
Der Technologie-Index NASDAQ Composite Index erreichte ein neues Allzeit-Hoch mit 8100 Indexpunkten schon am 31. August, gab jetzt aber leicht auf 7986 Indexpunkte nach. Damit ist der DJI jetzt seit Jahresbeginn mit 7,96 Prozent im Plus, der S&P-Index mit 9,62 Prozent und der NASDAQ-Index mit 17,64 Prozent. Die Haussetrends an der Wall Street sind alle noch voll intakt. Die große Frage ist nur, wie lange dieser Boom noch anhält.
Japan gut erholt
Gut erholen konnte sich in den letzten Wochen auch der japanische Nikkei-Index, der erst lange Zeit im Minus war, aber seit Mitte August kräftig anstieg und nun mit etwa 5 Prozent seit Jahresbeginn im Plus ist. Damit ist er nun der am besten performende asiatische Aktien- Index. Dagegen ist der Aktienmarkt in China immer noch mit 15 Prozent im Minus, weil der US-Handelskrieg weiterhin enorm belastet und auch noch nicht beendet ist.
Trump darf triumphieren
Insofern kann sich der US-Präsident Donald Trump rühmen, dass seine „America-first-Strategie“ bis jetzt zumindest an den globalen Aktienmärkten aufging. Seit seiner Wahl stieg der S&P-Index schon um 35 Prozent Die Gründe liegen aber weniger in Trump begründet, sondern an der US-Steuerreform, die künstlich einmalige Gewinne in 2018 auslöste, aber auch in den Rekord-Aktien-Rückkäufen im Volumen von über 1 Billion US-Dollar, die die Gewinne pro Aktie künstlich steigen lässt, auch wenn die Gewinne absolut stagnieren. Zudem gab es Rekord-Übernahmen, die immer wieder für Fantasie sorgten und wovon auch die großen Investmentbanken in den USA profitierten.
DAX und EuroStoxx bleiben Underperformer
Aber die europäischen Aktienmärkte hinken nach wie vor hinterher. Der DAX konnte sich zwar im Septmber etwas erholen, ist aber bei 12.430 Indexpunkten immer noch mit 4,12 Prozent im Minus. Dem EuroStoxx erging es nicht viel besser. Auch er erholte sich zwar vergangene Wochen ein wenig, ist aber bei 3420 Indexpunkten immer noch mit knapp 2 Prozent im Minus seit Jahresbeginn.
Dies hat auch gute Gründe: der Brexit ist auch nach den Gesprächen in Salzburg immer noch unklar, Italien steht weiterhin vor großen Verschuldungsproblemen und in der Türkei drohen wegen der Währungskrise und zu hohen Zinsen demnächst Insolvenzen. Der Welt-Aktien-Index ex USA ist sogar mit 15 Prozent im Minus, da viele Emerging Markets unter den starken US-Dollar und den fallenden Rohstoffpreisen litten.
Gold und Silber enttäuschen weiter
Auch Gold und Silber litten die letzten Wochen unter den steigenden US-Zinsen und dem starken US-Dollar. So fiel der Goldpreis schon wieder unter 1200 US-Dollar/Unze und der Silberpreis auf fast 14 US-Dollar, was nahe dem Tief von 2016 ist.
Damit ist Gold seit Jahresbeginn in US-Dollar mit 8 Prozent im Minus (in Euro „nur“ mit 6 Prozent) und Silber sogar mit 15 Prozent. Auch fast alle Gold- und Silberaktien sind jetzt im tiefen Keller, was alle Gold- und Silberanleger enttäuscht. Dagegen waren Kryptowährungen selektiv wieder gefragt: so stieg der Ripple am Freitag um 67 Prozent an einem Tag. Zuvor tendierten Kryptowährungen aber auch schwächer.
Börsen in Osteuropa als klare Outperformer
Die Börsen in Osteuropa konnten selektiv weiter outperformen So sind die Börsen aus Slowenien, Rumänien, Litauen, Slowakei und Tschechien seit Jahresbeginn alle im Plus und können die meisten Weltbörsen-Indices, so auch den DAX und EuroStoxx, klar outperformen. Es lohnte sich also auch in diesem jahr vor allem in Osteuropa sein Geld anzulegen, was sich die meisten deutschen Anleger aber nicht trauen, da sie sich nicht wagen, über den Tellerrand zu schauen. Das ist aber ein großer Fehler. So sind die Wachstumsraten in Osteuropa wesentlich höher als in Westeuropa, aber die Staatsverschuldung wesentlich geringer als in Westeuropa.
Moskauer Börse trotz US-Sanktionen kräftig erholt
Die Moskauer Börse leidet zwar weiter vor allem unter den neuen US-Sanktionen vom 22. August und dem schwachen Rubel. Dennoch zählt nun auch die Moskauer Börse nun wieder zu den Top-Performern der Welt. Der RDX-Index - ein Kunstprodukt der Wiener Börse für russische Aktien mit den 10 größten Standardwerten - stieg auf 1328 Indexpunkte und ist damit in Euro mit 3,28 Prozent im Plus. Der RTX-Index, - ein weiteres Kunstprodukt der Wiener Börse - stieg auf 2080 Indexpunkte und ist nun mit 6,58 Prozent im Plus, nachdem der Index zuvor immer im Minus war (bis Ende August).
Am besten schnitten die die russischen Öl-/Gasaktien ab. Der RDX Oil-Index, ein Branchen-Index nur mit russischen Öl- und Gas-Aktien, stieg schon um 27 Prozent in Euro in diesem Jahr. Aktien wie Tatneft und Novatek erreichten sogar neue 5 Jahres-Höchststände. Aber auch Aktien wie LUKoil, Rosneft und Gazpromneft überzeugen mit einem starke Kursanstieg während Gazprom etwas hinterherhinkt.
Ölpreis kräftig erholt – zum Leidwesen von Trump
Der Hauptgrund für die gute Performance der Moskauer Börse war der wieder auf 78 US-Dollar/Barrel gestiegen Brentölpreis, der Mitte August noch bei 70 USD-Dollar/Barrel im Tief war. Trump fordert von der OPEC per Twitter zwar einen niedrigeren Ölpreis, aber ob sich die OPEC daran halten wird, bleibt abzuwarten. In Rubel waren die Kursgewinne an der Moskauer Börse noch höher, da der Euro zum Rubel seit Anfang August von 72 auf 78 EUR/RUB anstieg, so dass es für ausländischen Anleger zu hohen Währungsverlusten kam.
Großangriff in Idlip (Syrien) = neue Sanktionen für Russland?
Wenn es nun infolge des geplanten Großangriff der syrischen Regierung zu einem Giftgasanschlag in Syrien kommen sollte – und sei es nur eine weitere False Flag-Attacke von Terroristen (oder gar dem britischen Geheimdienst bzw. den Weißhelmen) – werden wahrscheinlich weitere Sanktionen gegen Russland und ein militärischer Vergeltungsschlag in Syrien folgen. Insofern ist weiterhin Vorsicht angebracht.
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