Wie weit können die Zinsen in den USA noch steigen? Antwort: Nicht mehr viel, wenn man keine eine neue Finanzkrise riskieren will. Die FED rudert bereits heimlich zurück. Auch die Wirtschaftsdaten im Euro-Raum deuten nach einem 10-Jahres-Boom auf Abkühlung.
von Sven Weisenhaus
Das Federal Open Market Commitee (FOMC) der US-Notenbank hat gestern einstimmig beschlossen, den Leitzins um 25 Basispunkte auf 2,00 bis 2,25 % anzuheben. Da dies vom Markt so erwartet wurde, war wichtiger, was im dazugehörigen Statement steht. Und hier hat es eine vermeintlich wichtige Änderung gegeben.
Ein Hinweis auf weniger Zinsanhebungen?
So wurde der Satz gestrichen, wonach die geldpolitische Haltung akkommodierend bleibt und damit ein starker Arbeitsmarkt sowie die nachhaltige Rückkehr auf 2 % Inflation unterstützt werden. Allerdings kommt diese Änderung auch nicht unbedingt überraschend. Denn die Inflation in den USA hat das Fed-Ziel ja inzwischen erreicht und am Arbeitsmarkt herrscht quasi Vollbeschäftigung.
Aber dass die Geldpolitik mit der aktuellen Zinsanhebung nicht mehr als akkommodierend gilt, ist dennoch eine wichtige Aussage der Fed. So konnte man die Streichung in die Richtung interpretieren, dass die Fed ihr Ziel beim Leitzins bald erreicht hat und künftig weniger Zinsschritte folgen, als bislang erwartet. Und dahingehend waren auch die ersten Marktbewegungen. Die Aktienmärkte legten leicht zu.
Abgesehen von dieser Änderung war das aktuelle Statement identisch mit dem der vorangegangenen Sitzung. Daher blieben die Kursgewinne relativ gering. Und mit der Pressekonferenz um 20:30 Uhr änderte sich dann die Kursrichtung.
Neue Fed-Projektionen fast unverändert
Denn Fed-Chef Jerome Powell stellte klar, dass die Finanzbedingungen weiterhin akkommodierend bleiben und der fehlende Bezug darauf kein Signal für einen geänderten Zinspfad sei. Er zog den Märkten also direkt wieder den Zahn, dass die Streichung des Satzes im Statement ein Hinweis auf weniger Zinsanhebungen sein könnte.
Dies erschien angesichts der unveränderten Fed-Projektionen zur zukünftigen Leitzinsentwicklung aber auch zuvor bereits wenig plausibel. Denn demnach sind bis Ende kommenden Jahres nach wie vor vier weitere Zinsschritte geplant. Zumal die Erwartungen zum BIP-Wachstum für dieses und das kommende Jahr leicht nach oben revidiert wurden (siehe Tabelle).
(Quelle: www.federalreserve.gov)
Die Arbeitsmarkt- und Inflationserwartungen blieben derweil nahezu unverändert. Zu den gestiegenen Ölpreisen teilte Powell mit, dass deren Einfluss auf die PCE-Inflation nur temporärer Natur sei. Sie seien aber neben der Fiskalpolitik und dem hohen Verbrauchervertrauen der Grund für die verbesserten Wirtschaftsaussichten.
Mal sehen, bis zu welchem Preis diese Aussage auch auf den kommenden Sitzungen noch so getroffen wird. Denn einerseits profitieren zwar die Energieunternehmen von einem höheren Ölpreis, doch andererseits bedeutet ein höherer Ölpreis für die Wirtschaft auch höhere Kosten.
Aktienmärkte auf der Suche nach der richtigen Richtung
Jedenfalls mussten die Aktienanleger gestern und heute ein Auf und Ab durchleben. Zunächst stiegen die Kurse, wie oben bereits beschrieben, leicht an, dann gaben sie mit und nach der Pressekonferenz recht deutlich nach. Der Xetra-DAX vollzog diese späten Kursverluste heute zunächst nach (siehe rote Ellipse im folgenden 5-min-Chart). Dadurch drohte die leicht abwärts gerichtete Konsolidierung (blauer Pfeil) entgegen der idealtypischen Richtung (siehe Börse-Intern von vorgestern) nach unten aufgelöst zu werden.
Aber dann drehten die Kurse wieder nach oben und lösten die Konsolidierung doch noch idealtypisch auf. Allerdings kämpft der DAX nun mit dem vorangegangenen Trendhoch bei 12.458,3 Punkten (rote Linie). Die heutige Trendwende zum dynamischen Anstieg spricht aber dafür, dass es bald weiter aufwärts geht.
www.stockstreet.de
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