Ifo-Chef Clemens Fuest warnt davor, dass Italien eine Staatspleite droht, falls die Regierung in Rom ihren finanzpolitischen Kurs beibehalten sollte.
"Der Kurs der aktuellen Regierung führt ins Abseits", schreibt Fuest in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" (Freitagausgabe). Er werde die wirtschaftliche Lage des Landes weiter verschlechtern.
"Ohne Kurskorrektur drohen Italien eine Staatspleite und ein wirtschaftlicher Absturz", so Fuest. Auslöser der aktuellen Krise sei die Ankündigung der italienischen Regierung, 2019 ihr Budgetdefizit auf 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu steigern, von 1,6 Prozent im laufenden Jahr.
Die Risikozuschläge auf italienische Staatsanleihen würden fast täglich neue Höchststände erreichen. Die Aktien italienischer Banken seien eingebrochen. Die Ratingagenturen prüften eine weitere Herabstufung der Bonitätsnote des Landes in Richtung Ramschniveau. "Europa sollte auf diese Krise mit einer doppelten Strategie antworten", schreibt Fuest.
Erstens müsse der Rest der Euro-Zone vor einer italienischen Staatspleite so gut es geht abgeschirmt werden, um nicht erpressbar zu sein. "Zweitens sollte man auf Rom zugehen: Mehr Solidarität bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme wäre nur fair", schreibt Fuest.
Um das Erpressungspotenzial Italiens gegenüber den anderen Mitgliedsländern der Euro-Zone zu reduzieren, sollte die europäische Bankenaufsicht Maßnahmen ergreifen, um die Finanzstabilität bei einer Staatspleite Italiens zumindest im Rest der Euro-Zone aufrechtzuerhalten, fordert der Ökonom.
"Den Banken in der gesamten Euro-Zone sollte signalisiert werden, dass sie nicht mit Hilfen rechnen können, wenn sie durch den Ausfall von Forderungen gegenüber italienischen Schuldnern Verluste erleiden." Der Preis dieser finanziellen Isolation Italiens würde darin bestehen, dass die wirtschaftlichen Probleme dort noch zunehmen könnten, so Fuest.
Foto: Italienische Zentralbank Banca d`Italia, über dts Nachrichtenagentur