Was ist los bei der Credit Suisse? Die Bank gehört neben der UBS zum angeblichen "Bollwerk" gegen die Euro-Krise. Doch der Kurs entwickelte sich in letzter Zeit noch schlechter als der von Deutsche Bank und ist nur noch zu vergleichen mit dem Sturz von Commerzbank. Muss die CS gerettet werden? Und wenn ja: ist dies überhaupt möglich?
Die Aktie von Credit Suisse fiel am Donnerstag fast 10%. Dieser Sturz ist insbesondere deshalb auffällig, weil ansonsten bei den Bankwerten derzeit relative Ruhe herrscht. Der Kurssturz der Credit Suisse lässt Befürchtungen laut werden, dass die Schweiz möglicherweise mit in die Euro-Zonen-Krise hineingezogen wird. Dies allerdings könnte für Zürich dramatisch werden: Der Schweiz fehlt schlicht und ergreifend das Geld, Banken zu retten. Die Bilanzsummen der Finanzinstiute sind sieben mal höher als das BIP der Schweiz. Das bedeutet: Rettung unmöglich.
Zu dem Sturz der Credit Suisse gibt es keine offiziellen Begründungen. Doch der Kurs spricht bekanntlich seine eigene Sprache. Insider vermuten, dass die Bank größer im Eurozonen-Sumpf steckt als offiziell zugegeben. Der Chef der Schweizer Zentralbank SNB versicherte am Donnerstagabend gegenüber CNBC noch mal ausdrücklich, dass das Kursziel von 1,20 zum Euro mit allen Mitteln verteidigt wird.
Insider vermuten aber, dass diese künstliche Bremse niemals verteidigt werden kann, sollte sich die Krise in der Euro-Zone weiter zuspitzen. Sollte das Kursband nicht gehalten werden können, wird dies zu einer Katastrophe für die Banken in Zürich, weil dann Auslandsinvestments noch drastischer abgeschrieben werden müssen.
Geht die Schweiz mit ihren Banken unter?
eine Analyse von Andreas Popp
Die Volkswirtschaft der Schweiz ist einfach erheblich zu klein, um im Falle der nächsten Großbankenkrise einen Bankrott zu verhindern, zumal die makroökonomischen Bruttoinlandsdaten erst durch diese beiden Kapitalsammelbecken (UBS und CS) maßgeblich zustande kamen. Die volkswirtschaftlichen Daten eines ganzen Landes hängen also an diesen beiden Bankenkonzernen!
Die genannte 40%ige Verschuldungsquote der Schweiz könnte nämlich binnen weniger Augenblicke die 100% Marke weit durchbrechen, wenn der Anleihenmarkt diverse Abschreibungen erfordern würde, was mittlerweile offen in vielen Expertenzirkeln diskutiert wird. Es gibt bekanntlich zwei Möglichkeiten der Schuldentilgung: Der Schuldner zahlt sie, oder die Banken schreiben sie ab.
Warum ist das gerade für die Schweiz so wichtig, wenn andere Länder grundsätzlich dasselbe Problem haben? Ganz einfach, sie ist mit ihren Großbanken im Verhältnis zur nationalen Wirtschaftsgröße extrem hoch im internationalen Anleihenmarkt investiert.
Wie schnell hier Probleme auftauchen können, müssen wir leiderprobten Deutschen gerade im Fall „Griechenland“ usw. erfahren. Werden die Schuldnerländer zahlungsunfähig, geraten die finanzierenden Banken unter Druck. Und hier liegt ein aus meiner Sicht zentrales Schweizer Problem.
Natürlich kann man die (zu erwartenden) Schuldner-Ausfälle durch „Geld drucken“ kompensieren, aber hier geht es nicht um Engagements in der Weltleitwährung US-Dollar oder den Euro, sondern um die überschaubare Währung eines Acht-Millionen-Volkes. Das einfache Drucken verwässert bekanntlich die Währungen und die Schweiz ist nicht „too big to fail“ (zu groß zum Scheitern). Im Falle einer erneuten Krise (die immer wahrscheinlicher wird), wäre der Staat dann nicht mehr in der Lage, diese aufreißenden Löcher zu stopfen, denn dafür sind die beiden Vorzeigebanken einfach zu groß.
Die Schweizer Bürger würden dann außerdem erfahren, welche „kreativen Buchhaltungsmethoden“ auch in ihrem Land existieren. Eine vermeintliche Rettung durch „Geld drucken“ könnte den CHF selbst ruinieren und somit das Vertrauen in den Standort. Für die Experten sei noch angemerkt, dass ich hier bewusst nicht näher auf alle Einzelheiten der kuriosen Bilanzierungsregeln (das echte Eigenkapital der Banken, die Finanzierung osteuropäischer Staaten über den Kapitalmarkt und die gehebelten Derivateschulden) der Schweizer Banken eingehe. Diese Details verdeutlichen die Lage zwar noch zusätzlich, aber wir wollen hier nicht den Blick für das große Ganze verlieren.
Kurz, die Schweiz wäre gar nicht in der Lage, auch nur eine der beiden Großbanken zu retten, falls diese in eine Schieflage gerieten (in der sie sich vermutlich schon befinden, wenn echte Zahlen vorlägen).
Das Risiko eines Staatsbankrotts wird deutlich. Hinter den Kulissen der Banken und ihrer „zugeneigten“ Politiker finden offenbar längst Gespräche statt, die Geldkonzerne zu zersplittern, um die Risiken auf viele kleine Gesellschaften zu verteilen, die man bei Bedarf „abschalten“ kann. Eine Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken ist ebenfalls elementar wichtig.
Nicht von ungefähr versucht man, die Schweizer Bürger außerdem sukzessive darauf einzustimmen, sich auch größeren Währungsgemeinschaften anzuschließen, wie der EU.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal meine Abneigung zu diesem zerstörerischen Gesamtsystem zum Ausdruck bringen, welches nur in einem Kriegs-Terminus beschreibbar ist. Das Wachstumsdogma, welches uns in den Hochschulen eingetrichtert wird, zeigt hier das wahre Gesicht.
Die Credit Suisse und die UBS haben aus meiner Sicht in ihrem Größenwahn der Schweiz schwere Risiken zugefügt, die sich dramatisch konkretisieren könnten, nämlich dann, wenn eine dieser Banken vor einem Kollaps gerettet werden müsste. Was dieses Szenario für die vermeintliche Autarkie der Alpenrepublik bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.