Die Namen der Kandidaten für den Intendantenposten bei der Deutschen Welle sollen voraussichtlich im Januar bekanntgegeben werden. Das sagte der Chef der Findungskommission und Rundfunkratsvorsitzende, Valentin Schmidt, im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z./Freitagsausgabe). Erste Bewerbungen seien eingegangen, man habe sich auf klare Suchkriterien geeinigt, wolle diese aber nicht öffentlich machen. Die Grünen-Politikerin Tabea Rößner hatte sich mit der Kritik zu Wort gemeldet, der Rundfunkrat der Deutschen Welle sei „gut beraten, die Staatsferne der ,medialen Stimme Deutschlands‘ bei der Suche nach einem neuen Intendanten herauszustellen“ und einem „Anschein von Posten-Gemauschel im Hinterzimmer“ von Anfang an vorzubeugen. Allzu viel Zeit ist für die Intendantensuche nicht mehr, die Amtszeit des jetzigen Senderchefs Erik Bettermann endet im September 2013.
Der deutsche Auslandssender sucht zudem eine neue Ausrichtung. Seit Jahren wird über eine engere Zusammenarbeit mit ARD, ZDF und Deutschlandradio diskutiert. Jetzt soll sie Gestalt annehmen: Eine Arbeitsgruppe hat ein Papier erarbeitet (das der F.A.Z. vorliegt), das eine engere Kooperation der Sender vorsieht und vor allem eine leichtere Übernahme für das Inland produzierter Programme in das Angebot der Deutschen Welle. Schon heute stammen rund achtzig Prozent des Sendevolumens des deutschsprachigen Fernsehauftritts der Deutschen Welle von ARD und ZDF. Bislang handelte es sich dabei hauptsächlich um Informationssendungen. Künftig sollen vermehrt auch unterhaltende und fiktionale Sendungen wie „Großstadtrevier“, „Lindenstraße“ oder „Tatort“ zu sehen sein, auch die Nachrichten „heute“ und „Tagesschau“ könnten von der Deutschen Welle übernommen werden – so das interne Arbeitspapier. Es müssten jedoch auch neue, selbstproduzierte Beiträge der Deutschen Welle her – mit regionalem Bezug auf bestimmte Weltgegenden. Nur so könne man internationalen Nachrichtensendern Konkurrenz machen. Die möglichen Kosten eines solches Programms beziffern die Autoren des Papiers auf rund sechzig Millionen Euro im Jahr. Die Frage sei noch, wer das neue Programm produziert. Kritik an den Plänen gibt es nach Recherchen der F.A.Z. jedoch auch: Der Redakteursausschuss der Deutschen Welle hat sich mit Bedenken zu Wort gemeldet, der Sender könne sein eigenständiges Profil verlieren.
Beschäftigen muss sich in den nächsten Wochen damit der für die Deutsche Welle bei der Bundesregierung zuständige Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann. Die Deutsche Welle untersteht dem Bund und wird von diesem mit jährlich 271 Millionen Euro finanziert. Die Intendanten von ARD, ZDF, Deutschlandradio und Deutscher Welle haben Neumann die Pläne in einem gemeinsamen Schreiben ans Herz gelegt. Neumann sagte dazu auf Anfrage der F.A.Z., man befinde sich in „zielführenden Gesprächen“. Es liege „auf der Hand, die umfangreichen und hochwertigen Programmangebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio noch stärker als bisher zu nutzen“. Natürlich werde der Bund „auch in Zukunft die erforderliche Finanzierung der Deutschen Welle sicherstellen“. Und in die Gespräche über die Zukunft der Deutschen Welle werde man „selbstverständlich auch die Bedenken des Redakteurausschusses mit einbeziehen“.