Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will 10 Millionen E-Autos bis 2030. Woher der Strom dafür kommen soll, ist sein Geheimnis.
von Michael Mross
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer: Bis 2030 braucht Deutschland sieben bis zehn Millionen Elektroautos und rund 200.000 Lastwagen mit alternativen Antrieben. "Aber auch Plattformen für Mobilitätsdaten – wer fährt wann und wo? – spielen eine große Rolle beim Klimaschutz." Als Beispiel nannte Scheuer eine App, die geplante Fahrwege und Fahrzeiten auf dem Mobiltelefon anzeige. So könnten sich mehrere Berufspendler zusammentun.
Das ist also die schöne neue Scheuer-Welt. Der totale Überwachungsstaat um den Planeten abzukühlen.
Der Bundesverkehrsminister träumt von 10 Mio. E-Autos bis 2030. Träumen triffts! Denn woher soll eigentlich der Strom für die E-Karren kommen?
Aber darüber muss sich ein Minister keine Gedanken machen. Der politisch-mediale Komplrex plappert eh alles ungeprüft nach. Wenn es um die goldene E-Auto-Zukunft geht, glänzen bei den Redakteuren die Augen und das Gehirn setzt aus.
Praktikabilität? E-Umweltprobleme? Kosten? Antwort: E-Mobil über alles!
Die Strom-Realität
In Deutschland gibt es derzeit 680 Kraftwerke. Davon rund 140 Kohlekraftwerke. Die Kohlekraftwerke sind für circa 37 % des erzeugten Stroms zuständig. Diese sollen bekanntlich abgeschaltet werden. Wie dieser Strom jedoch ersetzt werden soll, ist völlig unklar.
Aber selbst wenn die Kohlekraftwerke am Netz bleiben, gibt es ein Problem wenn 10 Millionen Autos plötzlich Strom brauchen.
Grob gerechnet müsste sich dafür die Kraftwerkskapazität mindestens verdoppeln. Doch nicht nur mehr Kraftwerke müssen her, auch die gesamte Elektroinfrastruktur muss verändert werden. Dickere Leitungen, größere Umspannwerke usw.
Stellt sich die Frage, wie will man in den nächsten zehn Jahren 600 neue Kraftwerke bauen? Wie will man eine Infrastruktur schaffen, in der 10 Millionen E-Autos aufgeladen werden können?
Alles Träumerei.
Die Fakten:
Aktuell beträgt die Spitzenlast im deutschen Stromnetz rund 82 GW, womit die maximale gesicherte Leistung von 90 GW auch fast ausgeschöpft ist. Etwa 37% der Leistung stammt aus rund 140 Kohlekraftwerken, ein sicherer und zuverlässiger Stromlieferant.
Die Frage ist: Wodurch sollen 37% der deutschen Stromversorgung ersetzt werden? Durch Windmühlen? Oder kommt der Strom dann aus Kohle- und Atomkraftwerken im Ausland, z.B. Polen?
Anzahl der E-Autos
Mit Stand 2018 sind in Deutschland knapp 54.000 reine Elektroautos auf den Straßen. Und das bei einem Fahrzeugbestand von 56,5 Millionen zugelassenen Fahrzeugen.
Ein Tesla Supercharger hat aktuell eine Ladeleistung von 120 kW. Das bedeutet: sämtliche deutschen Kraftwerke können maximal 670.000 Tesla Supercharger gleichzeitig aufladen. Aber auch nur dann, wenn ansonsten im ganzen Land alle Lichter und Computer aus sind, alle Geschäfte, Krankenhäuser und Polizeireviere dichtmachen und alle Maschinen stillstehen.
Realistischerweise kann man mit unserem Kraftwerkspark nie mehr als 100.000 Tesla Supercharger gleichzeitig aufladen.
Um den gesamten Verkehr in Deutschland zu elektrifizieren, bräuchte man eine Leistung von 500 – 1.000 GW, also 10 mal mehr als wir jetzt haben.
Wie soll das in diesem Jahrhundert jemals klappen? Mal ganz abgesehen von den nötigen Infrastrukturmaßnahmen: Dickere und mehr Leitungen, neue Umspannwerke, Transformatoren.
Eines steht jedenfalls physikalisch fest: Durch die bestehenden Leitungen kann man weder doppelt so viel und erst recht nicht 10x mehr Strom durchjagen. Doch das 1x1 der Physik ist der Politik in Berlin entweder fremd oder wird bewußt ignoriert.
Daher bleibt nur, Supercharger zu verbieten und lediglich langsam ladende Stromer zu erlauben. Dann könnte man mit unserem Kraftwerkspark zumindest 500.000 E-Autos gleichzeitig aufladen.
Das dauert halt dann immer die ganze Nacht. Mehr als 3 Millionen E-Autos wird es in Deutschland daher niemals geben, weil sonst immer die meisten leergefahren rumstehen und mangels Leistung im Stromnetz nicht aufgeladen werden können. Wenn man Schnelllader (Supercharger) erlaubt, wäre es sogar nur ein Bruchteil davon.
Benzin in Kilowatt
Interessant der Vergleich mit dem konventionellen Tankstellennetz.
Die Energiedichte von Benzin liegt bei 12,8 kWh pro kg. Eine Tankgeschwindigkeit von 32 Litern pro Minute ist Standard bei deutschen Tankstellen. 1 Liter Benzin wiegt 750 Gramm. Damit kriegt eine stinknormale Zapfsäule eine Energie von 307,2 kWh pro Minute in einen Benziner rein.
In Deutschland gibt es ca. 150.000 Zapfsäulen. Wenn die alle gleichzeitig laufen, haben sie also eine Leistung von 2.760 GW.
Alle deutschen Kraftwerke haben jedoch wie gesagt nur eine gesamte gesicherte Leistung von 90 GW – 30 Mal weniger. Und die Kraftwerke müssen ja auch noch andere Stromkunden bedienen. D. h. mit Kraftstoff kann man deutsche Autos mindestens 100 Mal einfacher betanken als mit Strom.