Mit Apple und Samsung sind derzeit zwei wahre Giganten im Kampf um die Weltherrschaft. Gut, so schlimm ist es dann doch nicht. Es geht nur um die Vorherrschaft auf dem Smartphone-Markt. Doch der Kampf ist ähnlich dramatisch wie in einem Film.
Von Carsten Englert
Es ist ja fast schon zu einem neuen Filmgenre geworden: Godzilla vs. Alien, Predator vs. Alien oder Freddy vs. Jason. Giganten der Filmgeschichte aus unterschiedlichen Filmen treten in jüngerer Vergangenheit in Filmen gegeneinander zum Kampf an. Es ist zwar kein Film, sondern Realität. Doch mit Apple und Samsung sind derzeit zwei wahre Giganten im Kampf um die Weltherrschaft. Gut, so schlimm ist es dann doch nicht. Es geht nur um die Vorherrschaft auf dem Smartphone-Markt. Doch der Kampf ist ähnlich dramatisch wie in einem Film. Lange Zeit war Apple der unangefochtene Platzhirsch. Das lag nicht zuletzt am Innovationsbonus, den Apple dafür bekommen hat, dass es die Kategorie quasi erfunden hat.
Lange Zeit waren die Smartphones und Tablet-PCs, die aus Cupertino State of The Art, weil sie einfach eine neue Kategorie erfunden haben oder sie so neu definiert haben, dass sie allen Konkurrenzprodukten haushoch überlegen waren. Doch seit Steve Jobs Tod ist die Angst in Cupertino eingezogen. Die Nagst und die Ideenlosigkeit. Angst, die Vormachtstellung zu verlieren. Daher wurde mehr verwaltet als agiert. Seit Tim Cook am Ruder ist, wurden keine neuartigen Produkte oder Produktvarianten eingeführt. Alles wurde nur länger (iPhone), kleiner (iPad) oder lediglich technisch leicht aufgemotzt. Das spürt Apple nun an allen Ecken und Enden, wie die Quartalszahlen der beiden Giganten in dieser Woche bewiesen haben!
Gewinnrückgang beim Platzhirsch
Am Dienstag letzte Woche nach dem US-Börsenschluss machte Apple den Anfang. Zwar hat Apple die Erwartungen für den Gewinn je Aktie leicht geschlagen. Allerdings waren diese Erwartungen im Vorfeld schon massiv zusammengestrichen worden. Der Gewinn brach im ersten Quartal des Kalenderjahres um 18 Prozent ein. Das war der erste Gewinnrückgang seit zehn Jahren bei Apple und vor kurzem noch unvorstellbar. Wenn man die Zahlen aufbröselt, sieht man schnell, was die Stunde geschlagen hat. Zwar sind Umsatz und auch die Verkaufszahlen des wichtigsten Produktes iPhone gestiegen, aber gleichzeitig ist der Gewinn gesunken. Das weist darauf hin, dass die Kunden vermehrt die alten Varianten des iPhones kaufen, die es bei Apple stets billiger gibt, sobald eine neue Variante rauskommt. Das macht für die Kunden nun ja auch Sinn, denn das iPhone 5 sieht ja genauso aus wie das iPhone 4S, nur dass es etwas länger ist und leicht aufgemotzte Prozessoren hat. Es kann nichts entscheidend Neues und ähnelt wie gesagt auch äußerlich. Warum dann mehr bezahlen??
Die Optimisten rechnen natürlich fest damit, dass der Godzilla aus Cupertino mit aller Macht zurückfeuern wird und schon bald eine Produktoffensive starten wird. Doch das ist unwahrscheinlich. Wenn Tim Cook wüsste, dass er noch Innovatives im Köcher hat, würde er nicht solch ungewohnte Wege gehen, um die Anleger zu besänftigen. So hat Apple beschlossen, die Dividende kräftig zu erhöhen – bis vor kurzem hat Apple überhaupt keine Dividenden gezahlt – und ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von etwa 50 bis 60 Milliarden Dollar angekündigt. Noch eine Kuriosität: Um das Rückkaufprogramm zu finanzieren, will Apple erstmals eine Anleihe aufnehmen. Dabei hat das Unternehmen Cash-Bestände von mehr als 140 Milliarden Dollar auf dem Konto! Das Problem liegt darin, dass ein Großteil der Cashbestände im Ausland „lagert“. Doch nach den US-Steuergesetzten würde bei der Repatriierung (Heimholung) des Geldes ein dicker Batzen Steuern anfallen…
Der neue strahlende Stern
Während Apple mit dem Niedergang kämpft, ist es bei Samsung genau anders herum. Samsung ist der neue strahlende Stern am Smartphone-Himmel. Die Zahlen, die Samsung am Ende der Woche vorgelegt hat, waren phänomenal und erinnern an das Apple zu Steve-Jobs-Zeiten. Der Nettogewinn wurde um 42 Prozent auf umgerechnet etwa fünf Milliarden Euro. Sogar gegenüber dem Vorquartal wuchs der Gewinn um zwei Prozent. Das ist erstaunlich, da das Vorquartal das Weihnachtsquartal war, das normalerweise die besten Ergebnisse liefert. Und erst in den nächsten Tagen kommt das neue Flaggschiff, das Galaxy S4, an den Markt. Besonders deutlich wird die Wachablösung wenn man sich die neuesten Marktstatistiken anschaut. Der Marktanteil Apples mit seinem iPhone am gesamten Smartphone-Markt ist im ersten Quartal auf 18 Prozent gesunken. Im ersten Quartal 2012 waren es noch 23 Prozent. Samsung hingegen hat den Marktanteil von 29 Prozent auf 33 Prozent gesteigert. Samsung verkaufte im ersten Quartal 69,4 Millionen Smartphones, was einer Steigerung von 56 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Apple steigerte den Absatz des iPhones um sieben Prozent auf 37,4 Millionen Geräte. Da wird auch gleich ein Problem Apples deutlich: Die Ein-Produkt-Politik. Samsung bietet zahlreiche Smartphones in allen Formen und Farben und vor allem Ausstattungen und somit Preiskategorien an. Das verbreitert das Kundenpotenzial natürlich enorm. Vor allem im riesigen chinesischen Markt ist das ein unschätzbarer Vorteil.
Die Bilanz
Der Krieg ist noch nicht gewonnen. Aber derzeit gewinnt Samsung eine Schlacht nach der anderen und drängt Apple immer mehr in die Defensive. Apple müsste dringend seine Innovationskraft wiederfinden, um dem etwas entgegensetzen zu können. Es ist aber auch ein Jammern auf hohem Niveau, das muss man nochmal dazu sagen. Denn trotz Gewinnrückgangs hat Apple immer noch einen Gewinn von umgerechnet 7,3 Milliarden Euro erzielt. In drei Monaten… Aber dafür ist die Aktie ja auch entsprechen wertvoll an der Börse (Marktwert etwa 400 Milliarden Dollar). Für Anleger kann die Devise daher nur heißen: Samsung ist Apple derzeit unbedingt vorzuziehen! Leser des Investoren-Kompasses sind schon seit einiger Zeit in Samsung investiert und hatten zwischenzeitlich auch schon mal 88 Prozent Gewinn mit einem Turbo-Bear auf Apple erzielt.