Ein Thüringer SPD-Landtagsabgeordneter hat Thilo Sarrazin eingeladen. Der Vize-Vorsitzende der Bundes-SPD, Ralf Stegner, hetzt mit den üblichen Tiraden dagegen.
Der Vize-Vorsitzende der Bundes-SPD, Ralf Stegner, hat die Einladung des umstrittenen Buchautors Thilo Sarrazin durch den Thüringer SPD-Landtagsabgeordneten Oskar Helmerich scharf kritisiert. "Mit Sarrazin wollen anständige Sozialdemokraten nichts zu tun haben", sagte Stegner am Sonntag dem SPIEGEL. "Intoleranz, Rassismus und die krude Anti-Islam- und ausländerfeindliche Rhetorik widersprechen allen Grundwerten, für die die SPD steht."
Die Einladung des SPD-Mitglieds Sarrazin hat bei den Sozialdemokraten in Thüringen zu Turbulenzen geführt. Die Lesung sei „ein unabgesprochener Alleingang von Oskar Helmerich“, schrieb der SPD-Landesvorsitzende Wolfgang Tiefensee auf Twitter. „Ich distanziere mich ausdrücklich und scharf von ihm und den islamfeindlichen Aussagen“, betonte der frühere Bundesminister.
Helmerich war einst in der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag und nach seinem Austritt zeitweise fraktionsloser Abgeordneter, bevor er im Frühjahr 2016 der SPD beitrat.
Gegenüber der „Thüringer Allgemeinen“ hatte Helmerich erklärt, die Einladung Sarrazins zur Lesung aus dem Buch „Feindliche Übernahme“ sei „eine Maßnahme, die in das politische Konzept der Thüringer SPD passt, um Wähler zu werben, die zur AfD abgewandert sind".
Gegen Sarrazin läuft seit dem vergangenen Herbst ein drittes Ausschlussverfahren der Bundes-SPD. Hintergrund ist sein jüngstes Buch „Feindliche Übernahme“, das sich mit dem Islam beschäftigt. Die Partei sieht darin einen Verstoß gegen die Grundordnung der SPD, wie eine vom Parteivorstand eingesetzte Kommission im vergangenen Jahr festgestellt hatte.