Der 1. Mai als Feiertag wurde von den Nationalsozialisten dauerhaft ins Leben gerufen. Wo heute der linke Block skandiert und brandschatzt (Berlin), marschierten früher braune Horden im Stechschritt.
von Christian Hiß
Heute gilt der 1. Mai als Feiertag der arbeitenden Bevölkerung und vor allem als Protesttag vieler linker Strömungen, doch seine Ursprünge liegen tatsächlich im braunen statt im (grün)roten Spektrum. Wo heute der schwarze Block skandiert und protestiert, marschierten früher braune Horden im Stechschritt.
„Tag der Arbeit“ wird er genannt, der 1. Mai, in NRW heißt er sogar ganz umständlich lang und pathetisch „Tag des Friedens und der Völkerversöhnung bzw. Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde“.
Doch ein Blick ins Reichsgesetzblatt (1933) zeigt, es ist der Tag der „nationalen“ Arbeit.
Geschichte des 1. Mai
1919 war der 1. Mai erstmals, und auch nur für dieses eine Jahr, in Deutschland Feiertag – auf Betreiben der SPD, DDP und mit wenigen Stimmen des Zentrums. Danach geriet der „Arbeitertag" wieder in Vergessenheit.
Der 1.Mai wurde wieder ein ganz normaler Arbeitstag - bis die Nationalsozialisten die Macht ergriffen.
Zum dauerhaften, gesetzlichen Feiertag dagegen machte ihn erst Adolf Hitler - und zwar ab 1933 kurz nach der Machtergreifung, per Erlass, der bis heute gilt.
1. Mai: Feiertag von Führers Gnaden
Das Reichsgesetz vom 10. April 1933 – kurz zuvor wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt und die SA zog im Fackelmarsch durchs Brandenburger Tor – benannte ihn als „Tag der nationalen Arbeit.“ Dieses Reichsgesetz jedoch ist kein Gesetz, über das der Reichstag je beraten und es beschlossen hätte, es ist ein Erlass „von Hitlers Gnaden.“
Vom 27. auf den 28. Februar 1933 brannte das nur noch schwach schlagende Herz der parlamentarischen Demokratie in Deutschland: der Reichstag. Noch am 28. Februar folgte die Reichstagsbrandverordnung, die die Grund- und Bürgerrechte beseitigte; am 24. März folgte das Ermächtigungsgesetz und der Weg war frei für Hitler.
Das Gesetz zum 1. Mai wurde folglich vom „Führer“ erlassen, was sich noch heute so nachlesen lässt (Reichsgesetzblatt 1933 I, S. 191):
Gesetz über die Einführung eines Feiertags der nationalen Arbeit
Vom 10. April 1933.
Die Reichsregierung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:
§ 1 Der 1. Mai ist der Feiertag der nationalen Arbeit.
§ 2 Für diesen Tag finden die für den Neujahrstag geltenden reichs- und landesgesetzlichen Bestimmungen Anwendung. Weitere Bestimmungen kann der Reichsminister des Innern im Einvernehmen mit dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda erlassen.
Berlin, den 10. April 1933
Der Reichskanzler
Adolf Hitler
Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda
Dr. Goebbels
Wie die Gewerkschaften mit den Nazis feierten und dann in ihnen aufgingen
Am ersten, dauerhaft gesetzlichen Feiertag „der nationalen Arbeit“ (1.5.1933) hielt Hitler auf dem Tempelhofer Feld in Berlin eine Ansprache vor Hunderttausenden. Ein nazi-typischer Massenaufmarsch wie ihn heute ein jeder aus spätabendlichen Fernsehdokus kennt.
Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB), der zur „Machtergreifung“ der Nazis sofort „politische Neutralität“ erklärte und zur SPD auf Distanz ging, wirkte bereitwillig an den Feierlichkeiten zum 1. Mai 1933 mit.
Doch bereits am folgenden Tag, dem 2. Mai 1933, stürmten braune SA-Schläger die Gewerkschaftshäuser. Vermögen wurden beschlagnahmt, führende Funktionäre in Schutzhaft genommen. Das Aus für den ADGB. Bis Ende Juni 1933 waren auch die letzten Arbeitnehmerverbände in die Nazi-Organisation „Deutsche Arbeitsfront“ („DAF“) eingegliedert.
Der Verrat an der sozialistischen/sozialdemokratischen Idee half den Gewerkschaften nichts. „Proletarier aller Länder vereinigt Euch!“: Und sie wurden vereinigt, aber von „Reichsarbeitsführer“ Robert Ley unter Hitler.
Moderne Legende: Links machte 1. Mai zum Feiertag
Der 1. Mai als Feiertag wurde nach dem Ende von Schreckensherrschaft und Krieg vom Alliierten Kontrollrat 1946 bestätigt und das half der Politischen Linken und den Gewerkschaften wohl auch, die Deutungshoheit zurückzugewinnen.
Heute glauben viele Menschen, der 1. Mai als Feiertag ginge zurück auf den „Klassenkampf“ des Arbeiters und den heldenhaften Einsatz der Gewerkschaften gegen Reaktionäre, obwohl die Gewerkschaften den ersten 1. Mai (nach 1919) zusammen mit den Reaktionären, den Nazis, feierten.
Wo heute also für linke Utopien Steine auf Polizisten fliegen, Barrikaden und Autos brennen (wieder Berlin), marschierten vor nicht wenigen Jahrzehnten die grausamen Stiefel der SA, wurden Menschen ihrer Freiheit beraubt, misshandelt und ermordet. Damals für ein starkes Deutschland, heute für ein sozialistisches Utopia.