Michael Mross an der Straße von Hormus. Hier kam es zu Angriffen auf Tanker. Die Attacken sind dubios. Die Spannungen am Golf nehmen zu. Wer steckt hinter den Anschlägen?
Ölpreis 1 Jahr
Börsen-Zeitung: "Pulverfass Persischer Golf"
Kommentar zur Entwicklung auf dem Ölmarkt von Dieter Kuckelkorn
Die Region rund um den Persischen Golf, unverzichtbar für die weltweite Energieversorgung, ist und bleibt ein Pulverfass: Letzte Woche wurde ein iranischer Öltanker im Roten Meer vor der saudi-arabischen Küste mit zwei Raketen angegriffen und in Brand gesetzt. Der Brent-Ölpreis reagierte prompt mit einem Sprung nach oben.
Damit nimmt die Kriegsgefahr in der Region wieder zu - worauf der Angriff offensichtlich auch abzielte. Zuletzt hatte sich in dieser Hinsicht die Lage deutlich beruhigt. Zwar hatte die US-Administration nach den jemenitischen Angriffen auf saudische Ölanlagen wieder mehrfach mit einem Angriff auf den Iran gedroht.
Die glaubhaften Hinweise der iranischen Regierung, man werde sich in diesem Fall mit militärischen Mitteln effektiv wehren, sorgten dann jedoch für eine Beruhigung der Gemüter. Vom saudisch-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman war sogar in einem Fernsehinterview die für ihn höchst ungewöhnliche Äußerung zu vernehmen, man müsse im Konflikt mit dem Iran eine friedliche Lösung anstreben.
In der Folge fiel der Brent-Ölpreis wieder deutlich zurück. Dazu trug bei, dass die globalen Konjunkturdaten und Frühindikatoren klar darauf hinweisen, dass sich zumindest die verarbeitende Industrie in allen wichtigen Weltregionen bereits in der Rezession befindet.
Der US-Handelskrieg gegen China, dessen friedliche Beilegung trotz der wieder laufenden bilateralen Gespräche in weiter Ferne liegt, hat das Potenzial, die konjunkturelle Lage erheblich zu verschärfen - zumal man nicht unbedingt das Gefühl hat, dass die führenden Akteure in Washington genügend ökonomischen Sachverstand besitzen, um zu überblicken, welche Schäden auch der US-Wirtschaft im Fall einer weiteren Eskalation drohen.
Käme es beim Ölpreis nur auf das Spiel von sich weiter abschwächender Nachfrage und einem zumindest außerhalb der Opec steigenden Angebot an, so müsste der Ölpreis weiter sinken. Wir erinnern uns an Brent-Preisniveaus von zeitweise unter 30 Dollar Anfang 2016, zu welchen allerdings auch die damalige Uneinigkeit und Untätigkeit der Opec beitrug.
Zu einem solchen Preisrückgang wird es aber aktuell unter anderem wegen der Markteingriffe der Opec und ihrer Verbündeten nicht kommen. Insbesondere Saudi-Arabien ist wegen des immer noch geplanten Aramco-Börsengangs auf einen relativ hohen Ölpreis angewiesen.
Dieser Börsengang der staatlichen Ölgesellschaft ist auch einer der Gründe, die gegen eine Täterschaft der Saudis beim Terroranschlag auf den iranischen Tanker sprechen. Die saudische Führung ist - die jemenitischen Angriffe auf die Ölanlagen haben ihr das noch einmal verdeutlicht - auf ein ruhiges Umfeld für das IPO angewiesen.
Michael Mross an der Straße von Hormus: