Türkei: Griechenland soll 60.000 Migranten illegal abgeschoben haben. - Was heißt denn hier eigentlich illegal?
Die türkische Regierung beschuldigt Griechenland, im großen Stil Migranten illegal in die Türkei zurückzuführen, ohne ihnen ein Asylverfahren zu gewähren. Laut Dokumenten des türkischen Innenministeriums, die dem SPIEGEL vorliegen, soll Griechenland in den zwölf Monaten vor dem 1. November 2019 insgesamt 58.283 Migranten illegal in die Türkei zurückgebracht haben.
Die meisten registrierten Fälle betrafen demnach pakistanische Staatsangehörige (16.435), gefolgt von Afghanen, Somaliern, Bangladeschern und Algeriern. Dazu kommen mehr als 4.500 Syrer. Türkischen Angaben zufolge lag die Zahl der illegal Zurückgebrachten allein im Oktober 2019 bei mehr als 6.500.
Push-Backs nennen sich diese illegalen Rückführungen von Migranten und Flüchtlingen. Sie sind nach europäischem und internationalem Recht verboten. Dieses schreibt den Staaten vor, potenziellen Asylbewerbern den Zugang zu einem effektiven Asylverfahren zu gewähren.
Das türkische Material umfasst Fallberichte, Interviewprotokolle und Fotos, die angeblich Migranten zeigen sollen, die von griechischen Behörden misshandelt wurden. Griechenland bestreitet die Vorwürfe. Menschenrechtler werfen Griechenland seit Jahren illegale Push-Backs an der Landgrenze zur Türkei vor.