Die Nato befürchtet eine zweite Corona-Welle im Herbst dieses Jahres. Nach SPIEGEL-Informationen beschloss der Nordatlantikrat deswegen in der vergangenen Woche in geheimer Runde, umgehend einen militärischen Operationsplan zu erstellen.
Damit will man besser für einen erneuten Ausbruch des Virus vorbereitet sein und betroffene Partner schneller unterstützen können als bei der ersten Welle.
Nato-Oberbefehlshaber Todd Wolters wurde beauftragt, bis Ende Juni einen entsprechenden Operationsplan vorzulegen. Dann haben die Nato-Verteidigungsminister ein virtuelles Treffen, bei dem sie ihn beschließen sollen.
Nato-Diplomaten bestätigten dies dem SPIEGEL und betonten, das Bündnis müsse sich besser wappnen. Die Gefahr durch Virus-Pandemien habe man bisher zu wenig als Sicherheitsrisiko betrachtet. Im Nato-Rat sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg, eine besser abgestimmte Reaktion auf eine zweite Corona-Welle sei ein Lackmustest für die Glaubwürdigkeit und den Zusammenhalt innerhalb der Allianz.
Stoltenberg peilt nach SPIEGEL-Informationen als erste Maßnahme die gemeinsame Beschaffung von Schutzmaterial und Medikamenten über die „Nato Suport and Procurement Agency“ (NSPA) vor. Laut Nato-Diplomaten soll der Operationsplan militärische Logistik oder den Aufbau von Feldlazaretten für Corona-Erkrankte vereinfachen.
Im Nordatlantikrat wurde bemängelt, Widersacher der Allianz wie China oder Russland hätten die zu langsame Reaktion des Militärbündnisses im Frühjahr strategisch genutzt. So schickten Peking und Moskau zu Beginn der Coronakrise unbürokratisch Hilfe nach Italien oder Luxemburg. In internen Papieren heißt es dazu, Nato und EU hätten nicht gut ausgesehen. Beide Organisationen hätten für ihre Hilfen viel zu lange gebraucht.